IT-Business
Brain Force geht nach UK und USA
Dot.com-Krise und Wirtschaftsflaute drückte auf Geschäft
Nach der Verfehlung der ursprünglichen Planzahlen im
Jahr 2001 auf Grund außerordentlicher Sonderbelastungen will der am
Frankfurter Neuen Markt notierte Wiener Software-Hersteller Brain
Force Software
AG 2002 wieder positive Zahlen schreiben und ähnliche
Umsatzzuwächse wie 2001 erzielen, sagte
Brain-Force-Vorstandsvorsitzender Helmut Fleischmann heute, Montag,
bei der Bilanzpressekonferenz. Nach der Umstrukturierung der
Geschäftsfelder sei heuer der Markteinstieg über Vertriebspartner in
Großbritannien und den USA geplant, die Suche nach einem
Fusionspartner gehe indes weiter.
Keine Entspannung erwartet
Brain Force rechne zwar nicht damit, dass sich die Wirtschaftslage
im Laufe des Jahre 2002 entspannen werde, die Aufträge würden aber
nicht aufgehoben, sondern nur zeitlich verschoben, ist Fleischmann
überzeugt. Brain Force habe 2001 unter der dot.com-, Telekom- und
IT-Krise, dem schwachen wirtschaftlichen Umfeld und den
Terroranschlägen vom 11. September in den USA gelitten, berichtete
Fleischmann. Firmen hätten in Folge Aufträge bei Brain Force
zurückgenommen, daher habe man die Ziele deutlich verfehlt.
In der Schweiz, wo man die Schwierigkeiten des Marktes
unterschätzt habe, habe man Anfang 2001 mit dem Konkurs der auf
Content Management und Web Solutions spezialisierten 1gravity AG "die
Notbremse" gezogen und im zweiten Quartal 2001 Sparmaßnahmen und
Kostensenkungen eingeleitet. Im dritten Quartal sei der Vorstand von
fünf auf vier Köpfe reduziert und das operative Geschäft neu
strukturiert worden. Heuer liege der Fokus auf der Vereinheitlichung
der Geschäftsfelder in allen Länderorganisationen.
Firmenwertabschreibungen
Die im 3. Quartal 2001 verbuchten Sonderbelastungen von 11,4 Mill.
Euro hätten sich aus Firmenwertabschreibungen, Forderungsausfällen
durch Konkurse von Kunden wie YLine und Libro, den Verlust der
1gravity und die Umorganisation des Unternehmens ergeben, erläuterte
Brain Force-Finanzvorstand Wolfgang Lippert.
Die Brain Force Software hat 2001 den Umsatz um 7 Prozent auf 65,8
Mill. Euro gesteigert. Das Betriebsergebnis (EBIT) hat sich 2001
gegenüber dem für die ersten drei Quartale ausgewiesenen Wert von
minus 9,2 Mill. Euro durch das positive EBIT im vierten Quartal von
101.000 Euro auf einen Jahreswert von minus 9,1 Mill. Euro
verbessert. Ohne Sonderbelastungen wäre das Konzern-EBIT mit 2,3
Mill. Euro positiv ausgefallen, betonten die Vorstände. Das positive
Konzern-EBITDA von 2,85 Mill. Euro unterstreiche die Ertragskraft der
Brain Force Software AG. Das Eigenkapital lag Ende 2001 bei 10,3
Mill. Euro.
Ein "Hoffnungsträger" sei die eigene Produktpalette, die weiter
ausgebaut werden soll, betonte Fleischmann. Die Übernahme des Wiener
Softwareherstellers Beko wäre für Brain Force eine "interessante
Option gewesen", sei aber daran gescheitert, dass Beko keine
"Vollfusion" wollte, bemerkte Fleischmann. Damit sei die Sache vom
Tisch, solange es für die Zusammenlegung der Geschäftsbereiche der
beiden Unternehmen keine Zukunft gebe. Brain Force sei indes - auch
in Deutschland - weiterhin auf der Suche nach einem Fusionspartner in
der Größe von Brain Force.
10 Standorte
Das Softwareunternehmen betreibt derzeit 10 Standorte in den 6
Ländern Österreich, Italien, Spanien, Schweiz, Deutschland und den
Niederlanden. 40 Prozent des Umsatzes werden in Deutschland erzielt,
28 Prozent in Österreich, 23 Prozent in Italien. Brain Force
beschäftigte per Ende 2001 823 Mitarbeiter.(APA)