Wien - Vier Jahre nach dem Start der Liberalisierung der Telekommunikation kostet Telefonieren in Österreich noch immer mehr als in den meisten anderen Industrieländern der Welt. Insbesondere Ortsgespräche kommen den Unternehmen hierzulande wesentlich teurer als in Belgien, Frankreich, Australien oder Großbritannien. Tiefer in die Tasche greifen müssen für Festnetzgespräche nur die Finnen, wo ein Drei-Minuten-Tratsch 16 Cent kostet; in Deutschland hingegen nur sechs Cent. Dies geht aus einem weltweiten Preisvergleich hervor, den das in New York ansässige Marktforschungsunternehmens Nus Consulting im Februar 2002 durchgeführt hat. Die in unseren Breiten weitgehend unbekannte National Utility Services (Nus) Consulting führt seit den Dreißigerjahren Untersuchungen und Vergleiche der nationalen und internationalen Elektrizitäts-, Gas-, Wasser- und Telekommärkte durch. "Im Fokus der jährlichen Untersuchungen stehen ausschließlich Geschäftskunden mit einem Umsatz in der Größenordnung ab 10.000 Euro, deren Telefonrechnung durchschnittlich 25.000 EURO pro Jahr beträgt", sagt der für Deutschland und Österreich zuständige Nus-Consultant Stefan Vogt. Kostentreiber Grundgebühr Zusätzlich in die Höhe getrieben werden die heimischen Telefonausgaben demnach durch die monatliche Grundgebühr von durchschnittlich 18,89 EURO, mit der Österreich auf Rang vier rangiert und damit teurer ist als die meisten EU-Länder. Den Spitzenplatz mit 29,17 EURO belegt Kanada vor den USA mit 27,94 EURO und Großbritannien mit 24,94 EURO. Ebenfalls an viertteuerster Stelle liegt Österreich bei den internationalen Verbindungsentgelten: Ein dreiminütiges Auslandsgespräch kostet 55 Cent. Vergleichsweise billig ist der Geschäftskontakt via Festnetz in der "Österreich-Zone" - eine drei Minuten dauernde Gesprächsverbindung im Umkreis von 320 Kilometern kostet laut Nus-Studie hierzulande 14 Cent. Unschlagbar billig Unschlagbar billig hingegen ist Österreich bei den Handytarifen: Durchschnittlich 18 Cent für drei Minuten Mobilfunktelefonieren sind laut Nus Consulting weltweite Spitze. Zum Vergleich: In den Niederlanden, dem zweitbilligsten Handyland, werden für drei Minuten bereits 31 Cent verrechnet. Australiens Mobilfunker verlangen mit 73 Eurocent fast fünfmal so viel wie die Österreicher. Extrem günstig ist Telefonieren laut Nus-Studie generell in Deutschland. Für drei Minuten im Ortsbereich werden im Schnitt nur sechs Cent verrechnet (Festnetz). Auch die mittlere Grundgebühr gehört mit 8,18 Euro zu den günstigsten weltweit. "Unseriös" Österreichs Telekomregulator Heinz Otruba lässt am Nus-Preisvergleich kein gutes Haar. Die Studie sei "unseriös" und "fragwürdig", es würden Äpfel mit Birnen verglichen. In der Kategorie "internationale Telefongebühren" fehle die Vergleichsbasis, da nicht angegeben sei, wohin die Gespräche geführt bzw. von welchen Distanzen ausgegangen worden sei. Im OECD-Vergleich liege Österreich bei Geschäftskundentarifen durchwegs im Mittelfeld. Nus-Consultant Vogt hingegen betont, dass das Schema für alle Länder gleich sei. Basis seien die von den Unternehmen veröffentlichten aktuellen Großkundentarife (Stand Februar 2002), aus denen ein "gemittelter Tarif" errechnet worden sei. (ung, DER STANDARD, Printausgabe 26.3.2002)