Mit der Krise der Telekombranche ist im Vorjahr auch die steirische AT & S, Europas größter Leiterplattenhersteller, unter Druck geraten. Die Umsatzprognosen wurden zurückgenommen. Nun dürfte das Tal der Tränen durchschritten sein, und der Technologiekonzern sieht sich wieder im Aufwind. Hoffnungsmarkt ist China, das zugleich Tor zu Japan sei, sagt der Chef von AT&S. Standard: Seit Anfang März sind die Konjunkturprognosen optimistisch. Gilt das auch für den Leiterplattenmarkt? Dörflinger: Eines gleich vorweg: Ich warne ausdrücklich vor zu großem Optimismus. Von einem nachhaltigen Aufschwung kann noch nicht gesprochen werden. Die Talsohle scheint aber durchschritten. Auch bei AT & S nehmen die Aufträge wieder zu, und die Auslastung steigt. Standard: In Leoben heißt es, AT&S würde in den nächsten Monaten 100 bis 120 Mitarbeiter aufnehmen. Stimmt das? Dörflinger: Wir werden in der Produktion wieder Mitarbeiter aufnehmen, eine genaue Zahl möchte ich nicht nennen. Standard: Im Jänner mussten Sie die Umsatzprognose um 15 Prozent kürzen. Kann AT & S nun ihre Versprechen halten? Dörflinger: Ende dieses Monats geht unser Geschäftsjahr zu Ende. Wir halten an unserer Umsatzprognose von rund 275 Millionen Euro fest und sind auch für das anlaufende erste Quartal recht zuversichtlich. Standard: Haben sich die übervollen Lager schon geleert, und wird das die Bilanz 2001/ 2002 auffetten? Dörflinger: Es gibt einen deutlichen Trend nach oben. Für das am 31. März zu Ende gehende Geschäftsjahr wird dies freilich keine gravierenden Auswirkungen mehr haben. Standard: Europas Handymarkt stagniert. Wo wächst die Branche in Zukunft? Dörflinger: Vor allem in China, denn dort wächst der Markt mit 2,5 Millionen neuen Handynutzern pro Monat am schnellsten und stärksten. Unsere Entscheidung, nach China zu expandieren, ist deshalb absolut richtig. Von China aus hat AT & S die Möglichkeit, in den japanischen Markt einzutreten. Standard: Wie viele Mitarbeiter soll das AT-&-S-Werk Schanghai im Vollausbau haben, und verfügt China über ausreichend qualifiziertes Personal? Dörflinger: In Schanghai werden wir insgesamt 750 Mitarbeiter beschäftigen, rund 100 davon werden derzeit in Leoben ausgebildet. Standard: Die neue Handytechnologie UMTS kommt nur langsam voran. Was heißt das für AT & S? Dörflinger: Wir müssen keine Erwartungen revidieren, denn UMTS gehört die Zukunft. Das gilt auch für AT & S. Bis es da ist, gibt es GPRS mit gewaltigem Entwicklungspotenzial. (Der Standard, Printausgabe, 25.03.02)