Zwiespältig reagiert das Berliner Kabinett auf die Berlusconi-Regierung. Während Justizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) offen die Machtfülle von Silvio Berlusconi und dessen EU-Politik kritisiert sowie die EU-Staaten zu Wachsamkeit aufruft, sprach Bundeskanzler Gerhard Schröder bei den deutsch-italienischen Konsultationen Mitte März diese Themen gar nicht an. Irritationen um einen möglichen europaskeptischen Kurs Italiens seien bereits ausgeräumt, erklärte er im Vorfeld. Zur Aussage des Chefs der Lega Nord, Reformminister Umberto Bossi, wonach die EU für "einen neuen Faschismus" stehe, sagte Schröder nur, diese sei "geschichtlich falsch".

Sanktionen sind für Rot-Grün kein Thema mehr, aber es gibt Parallelen im Umgang mit Österreich und Italien: Schröder wollte Berlusconis Koalitionspartner nicht treffen. Aus den traditionellen Konsultationen auf Ministerebene wurde ein Zweiergipfel.

(DER STANDARD, Printausgabe, 25.3.2002)