Mensch
Neues Blutdruckmedikament vor allem für Diabetiker
Ergebnis einer Großstudie mit über 9.000 PatientInnen liegt vor
Atlanta/Wien - Patienten mit Bluthochdruck und den Zeichen
einer Verdickung des Herzmuskels profitieren von einer Behandlung mit
dem neuen Antihypertonikum Losartan (Angiotensin II-Antagonist) eher
mehr als von einer Therapie mit einem herkömmlichen Beta-Blocker. Am
deutlichsten sind die positiven Resultate aber bei Diabetikern. Das
geht aus einer Mammut-Studie mit 9.193 Patienten hervor, die Mittwoch
Abend beim Jahreskongress des American College of Cardiology (ACC) in
Atlanta präsentiert wurde und in der nächsten Ausgabe der britischen
Fachzeitschrift "The Lancet" publiziert wird. Die Ausgangslage: Jede Blutdruck-senkende Behandlung hat bei
Hypertonikern einen positiven Effekt. Doch bisher war laut den
vorhandenen Studien nicht viel mehr als diese generelle Aussage zu
treffen. Die LIFE-Studie von Univ.-Prof. Dr. Björn Dahlöf
(Universität von Göteborg/Schweden) sollte nun eine Behandlung auf
der Basis des seit Jahrzehnten bekannten Betablockers Atenolol
(mindestens 50 Milligramm pro Tag plus eventuell das
Entwässerungsmittel HCTZ und eventuell noch zusätzliche Medikamente)
einer Therapie mit dem vergleichsweise neuen Losartan ("Cozaar";
mindestens pro Tag 50 Milligramm plus eventuell zusätzlicher
Medikamente) gegenüberstellen.
Rahmenbedingungen der Studie
An der Studie nahmen insgesamt 9.193 Patienten im
Durchschnittsalter von 66,9 Jahren teil. Sie hatten einen recht stark
erhöhten Blutdruck (160 bis 200 mmHg systolisch, also während der
Pumpphase des Herzens; 95 bis 115 mmHg diastolisch, in der Ruhephase
des Herzens). Erreicht werden sollte ein systolischer Blutdruck von
weniger als 140 mmHg systolisch (Pumpphase/"oberer Wert") und weniger
als 90 mmHg (Ruhephase/"unterer Wert"). Die Beobachtungsdauer betrug
bis zu fünf Jahre.
Angiotensin II-Antagonisten hemmen an den Blutgefäßen die
Andockstelle für das am stärksten Gefäß-erweiterende und somit
Blutdruck-steigernde körpereigene Hormon Angiotensin-II. Sie gelten
als besonders nebenwirkungsarm. Manche Patienten vertragen die auf
den selben Regelkreis wirkenden Vorgängermedikamente (ACE-Hemmer)
nicht. Betablocker sind seit Jahrzehnten als hoch wirksame und im
Grunde ebenfalls gut verträgliche Blutdruckmedikamente bekannt.
Statistische Signifikanz bei Diabetes
Am wichtigsten scheint die neue Therapie jedenfalls für Patienten
in Gefahr eines Diabetes-Ausbruchs oder bereits mit Diabetes (1.195
Probanden) zu sein: In der Losartan-Gruppe kam es im Vergleich zur
Behandlung mit Atenolol zu einer um 25 Prozent geringeren
Diabetes-Neuerkrankungsrate. Das war statistisch signifikant, ebenso
die Verringerung der Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Todesfällen sowie
von nicht tödlich verlaufendenden Herzinfarkten und Schlaganfällen
bei Diabetikern um 24,5 Prozent. Zuckerkranke starben unter der neuen
Therapie auch um 39 Prozent weniger häufig. Das war ebenfalls
statistisch signifikant.
Etwas weniger deutlich waren die Unterschiede zwischen den beiden
Patientengruppen insgesamt (Nichtdiabetiker und Diabetiker zusammen):
Hier zeigte sich nur bei der Verhinderung von Schlaganfällen mit
einer Reduktion der Häufigkeit in der Losartan-Gruppe um 24,9 Prozent
ein statistisch signifikantes Ergebnis.
Wahrscheinlich kommt es in Zukunft nur noch mehr auf eine individuelle
Blutdrucktherapie an. Dahlöf: "Die Patienten werden im Endeffekt von
unseren Resultaten profitieren, weil sie zum ersten Mal zeigen, dass
die Auswahl einer bestimmten Hypertonie-Therapie die ernsten
Konsequenzen des Bluthochdrucks verhindern kann."
(APA)