New York - Die Vereinten Nationen haben die Einrichtung eines Tribunals beschlossen, das Kriegsverbrechen und andere Vergehen gegen die Menschlichkeit während des zehnjährigen Bürgerkriegs in Sierra Leone verfolgen soll. Das Tribunal werde seine Arbeit im dritten Viertel des Jahres aufnehmen, sagte der stellvertretende Generalsekretär für juristische Angelegenheiten, Ralph Zacklin, am Mittwoch in New York. Mit ersten Anklagen sei Ende des Jahres zu rechnen. Das Tribunal soll mit internationalen UN-Juristen und Juristen aus Sierra Leone besetzt sein. In Freetown, der Hauptstadt des westafrikanischen Staates, wurde die Entscheidung der UN am Donnerstag mit Beifall zur Kenntnis genommen. "Wir arbeiten alle zusammen", erklärte Justizminister Solomon Berewa: "Was der Sicherheitsrat getan hat, steht im Einvernehmen mit dem was wir hier tun." Das Tribunal will alle Menschenrechtsverletzungen ahnden, die seit dem 30. November 1996 begangen worden sind. Damals trat ein Friedensabkommen in Kraft, das den seit 1991 tobenden Krieg beenden sollte. Es wurde aber ebenso missachtet wie mehrere andere Abkommen danach. Erst der letzte, im November 2000 unterzeichnete Friedensvertrag wurde durchgesetzt. Rebellen unter ihrem Führer Foday Sankoh haben seit 1991 Zehntausende von Menschen ermordet, misshandelt und vergewaltigt. Foday, der mit seinem Aufstand die reichen Diamantenvorkommen des Landes unter seine Kontrolle bringen wollte, wird vermutlich als einer der ersten angeklagt werden. (APA/AP)