Europa
Blutiges kurdisches Neujahrs-Fest
Türkei: Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizei begleiten Newroz-Feiern - Mehrere Todesopfer, Dutzende Verletzte
Itanbul/Mersin - Die kurdischen Neujahrsfeiern sind am
Donnerstag in der südtürkischen Stadt Mersin von Straßenschlachten
begleitet worden. Die Polizei ging mit gepanzerten Fahrzeugen und
Tränengas gegen Demonstranten vor, die Steine und Holzknüppel warfen.
Ein Mann starb, als er zwischen einem Polizeifahrzeug und der Wand
einer Moschee eingeklemmt wurde. Wie die halbamtliche
Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi berichtete, wurden mehr als 40
Polizisten verletzt. Wie viele Demonstranten verletzt wurden, war
zunächst unklar. Auch in Istanbul kam es zu Polizeieinsätzen mit Schlagstöcken und
Wasserwerfern. Dort nahm die Polizei vorübergehend mehr als 350
Menschen fest. Aus anderen Städten, in denen die prokurdische Hadep-
Partei offiziell genehmigte Newroz-Feiern organisiert hatte, wurden
bis zum Nachmittag keine größeren Zwischenfälle bekannt. Der
Vorsitzende des Istanbuler Menschenrechtsvereins IHD, Eren Keskin,
kritisierte das Veranstaltungsverbot in Istanbul. "Weil wir keine
Erlaubnis bekommen haben, ist das Befürchtete eingetreten."
Polizisten verunglückt
Bereits vor Beginn der Krawalle in Mersin war ein gepanzertes
Polizeifahrzeug von einer Überführung zehn Meter tief auf eine Straße
gestürzt. Dabei starben zwei Polizisten, ein dritter wurde schwer
verletzt.
In der Türkei feiern Kurden Newroz als Neujahrs- und
Nationalfeiertag, Türken dagegen als Frühlingsfest. Dazu gehört
traditionell das Anzünden von Eichenholz. Meist werden heutzutage
allerdings Autoreifen verbrannt, was die Behörden im Vorfeld unter
Androhung von Strafen verboten hatten.
Hungerstreik: 49. Todesopfer
Unterdessen hat der seit mehr als einem Jahr andauernde
Hungerstreik von Häftlingen in der Türkei hat am Donnerstag das 49.
Todesopfer gefordert. Wie der türkische Menschenrechtsverband am
Donnerstag mitteilte, starb in Izmir der 30 Jahre alte Tuncay
Yildirim, der wegen seiner Mitgliedschaft in der kommunistischen
TKP/ML inhaftiert worden war. Er war im Februar wegen seines
schlechten Gesundheitszustands aus dem Gefängnis entlassen worden.(APA/dpa)