Graz - "Es herrscht eine ernste Situation, aber keine Krise", beschrieb der steirische Wirtschaftslandesrat Herbert Paierl (V) die Stimmung nach dem "Gipfelgespräch" im Lebringer Philipswerk, das gegen Jahresende geschlossen wird. Die Maßnahmen zur Unterbringung der rund 700 Arbeitskräfte seien angelaufen, beim Gipfel am Freitag habe es laut Paierl und den Sozialpartnern Abstimmungsgespräche gegeben. Geplant wird ein Ausbau der seit 1999 bestehenden Arbeitsstiftung sowie umfangreiche Aktivitäten, um Firmenansiedelungen am Standort Lebring (Bezirk Leibnitz) zu ermöglichen. Am Gipfel nahmen neben Landeshauptfrau Waltraud Klasnic und Landesrat Paierl auch Wirtschaftskammerpräsident Peter Mühlbacher, ein Vertreter von AK-Präsident Walter Rotschädl, Metallergewerkschafter-Landessekretär Kurt Gennaro und der Vorsitzende der steirischen Industriellenvereinigung, Michael Mayer-Rieckh teil. Dazu waren Vertreter des WIFI, des FZ Joanneum, des steirischen Arbeitsmarktservice sowie des Lebringer Philips-Managements und der Gemeinde sowie der zuständigen Landtagsabgeordneten erschienen. Klasnic erklärte nach dem Gipfel, man müsse jedes Einzelschicksal ernst nehmen und eine Gesamtperspektive bieten: "Grundsätzlich ist Lebring ein guter Standort". Umschulungen Paierl erklärte nach dem Gipfel, man habe einen Arbeitskräftebedarf im Bezirk von 220 Personen festgestellt. Es müsse nun Umschulungen im Rahmen des Sozialplans und einer Jöbbörse geben, wozu die Arbeitsstiftung des Werks auch aufgewertet werden solle. Rund 100.000 Euro umfassten die Mittel der Stiftung noch, man prüfe, ob vom Land Steiermark oder von Philips noch etwas kommen könne. Ziel sei es, bis Mitte 2003 rund 500 Leute wieder in Arbeit zu bringen. Externe "Task Force" Der Wirtschaftslandesrat gab auch die Gründung einer externen "Task Force" - neben dem ressorteigenen "Leitstab" - bekannt, die von TU-Graz-Professor Josef Wohinz und einem TU-Team gebildet werde. Wohinz sei als ehemaliger Mitarbeiter bei Philips hoch geeignet für die Aufgabe, so Paierl. Der Leitstab sei dabei, die Möglichkeit von Spin-offs, der Verselbstständigung von einzelnen Philips-Abteilungen am Standort, zu prüfen. Gewerkschafter Gennaro meinte, es habe seitens der Wirtschaft beim Gipfel gute Worte gegeben, von denen man nun hoffe, dass auch Taten folgten. "Es haben alle bekundet, mitzutun", so Gennaro. Er äußerte seine Besorgnis wegen der älteren Arbeitskräfte: Man habe diesbezüglich schlechte Erfahrungen mit der Stiftung. 205 Dienstnehmer seien zwischen 45 und 60 Jahren alt, der älteste Arbeiter sei 58. Allein im Bezirk gebe es 3.700 Personen ohne Job. Es müsse nun zielgenauer nach dem Bedarf der Wirtschaft ausgebildet werden. Man habe außerdem die Zusage von Philips, wenigstens einen guten Sozialplan auszuarbeiten, "nach allem, was man den Arbeitnehmern bisher schon gestrichen hat". Gennaro bezeichnete die Initiative der IV als positiv, eine Direktmailing-Kampage und andere Maßnahmen zur Betriebsansiedlung zu starten. (APA)