Panorama
Staatsanwaltschaft will 6 Monate Haft für Kralowetz
Anklage: Ausbeutung von Fahrern
Luxemburg - Im Luxemburger Prozess um die Ausbeutung
osteuropäischer Lastwagenfahrer hat die Staatsanwaltschaft eine
Haftstrafe von sechs Monaten ohne Bewährung für den angeklagten
österreichischen Spediteur Karl Kralowetz beantragt. Der Unternehmer
habe gegen die luxemburgische Sozialgesetzgebung und das
Niederlassungsrecht verstoßen, sagte die Staatsanwälte am Mittwoch.
Für die Verteidigung ist Kralowetz unschuldig. Das Urteil ist für den
18. April angekündigt.Vorwürfe
Nach Darstellung der Staatsanwälte bezahlte der vorbestrafte
Kralowetz, der unter anderem im luxemburgischen Esch/Alzette die
Firma "United Cargo Lux" (UCL) betrieb, die Fahrer unzulässiger Weise
nach gefahrenen Kilometern. Damit habe er sie zur Überschreitung von
Lenkzeiten verleitet. Außerdem seien Tachoscheiben manipuliert
worden. Als "unangemessen klein" bezeichneten die Ankläger zudem die
Niederlassung der Spedition. Der Betrieb habe weder große Büroräume
noch einen Fuhrpark vorweisen können. Er gleiche daher eher einer
Briefkastenfirma als einem internationalen Speditionsunternehmen mit
mehreren hundert Lastwagen und 350 Angestellten.
Die Staatsanwaltschaft München II hat die Auslieferung des 45-
Jährigen beantragt. Die Münchner Ermittler werfen ihm vor, mehrere
hundert Fahrer aus Osteuropa mit Hilfe gefälschter Papiere in die
Europäische Union eingeschleust zu haben. Außerdem wird er der
Hinterziehung von Steuern und Sozialabgaben beschuldigt.
Aussagen
Ehemalige Angestellte der Firma UCL, die im Luxemburger Prozess
als Zeugen aussagten, berichteten, die Fahrer aus Bulgarien, Ungarn,
aus der Slowakei und aus Rumänien hätten weder Urlaubs- noch
Krankengeld erhalten. Außerdem hätten sie Lohnabzüge wegen Pannen,
nicht selbst verschuldeter Unfälle und dienstlicher Handy-Telefonate
hinnehmen müssen. Kralowetz bestritt die Vorwürfe und sprach von
einer internationalen Verschwörung. Die Ermittlungen hätten seine
Geschäfte zerstört - nach Angaben seiner Insolvenzverwalterin
betragen die Schulden für das Unternehmen UCL 22 Millionen Euro.
(APA/dpa)