Die Lebensdauer von Fernsehserien ist begrenzt.

Glaubt man. In Wirklichkeit dauern sie häufig ewig, und wenn schon nicht auf der Mattscheibe, dann in den Köpfen derer, die sie nicht nur auswendig können, sondern die auch nicht müde werden, sich rund um ihre Lieblinge Geschichten auszudenken.

"Fanfiction" heißt das im Fachjargon.

Auf der Seite fanfiction.net zum Beispiel kann man - neben Fortschreibungen von Spielfilmen, Comics oder Popstarbiografien - auch erhellende Ergänzungen zu rund 300 (US-)Fernsehserien finden: Der Favorit unter den Vorlagen für Fanschreibe ist zwangsläufig "Akte X".

Foto: ORF

Aber auch ein relativer Newcomer

wie "Dark Angel" kann bereits beachtliche 2020 Einträge verbuchen, darunter etwa eine 24 Kapitel umfassende Geschichte, die sich und uns das tragische Vorleben des Serien-Oberbösewichts Donald Lydecker ausmalt. Womit wir auch beim Kern der Sache wären:

Foto: Standard

Fans erfinden sich zu ihren Lieblingsserien

schreibenderweise natürlich das dazu, was on screen viel zu kurz kommt - unter anderem deshalb, weil es die Wächter der guten Sitten auf den Plan rufen würde, wenn etwa eine völlig entfesselte Donna auf ihren David schießt und sich die "Beverly Hills"-Kinder außerdem fortwährend verbalen Unflat um die Ohren hauen. In jedem Fall legt die Lektüre derartig hintergründiger Werke die beruhigende Feststellung nahe, dass das Fernsehen zwar zugegebenermaßen seltsame, aber durchaus nicht unkreative Folgen zeitigt. (irr/DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 21. März 2002)

Foto: Standard