Stuttgart - Am Mittwoch ist die erste Klappe zum Fernsehepos "Heimat 3" von Edgar Reitz gefallen. Neun Jahre nach der Sendung des zweiten Teils des "Heimat-Zyklus" wird die dritte Staffel der verzweigten Familiengeschichte aus sechs Teilen bestehen und voraussichtlich Weihnachten 2004 im Ersten Programm der ARD ausgestrahlt, teilt der federführende Südwestrundfunk in Stuttgart mit. Wiedersehen "Heimat 3" erzählt von der Aufbruchstimmung der Wendezeit und spielt zwischen dem 9. November 1989 und 31. Dezember 1999. Das Drehbuch schrieb der erfolgreiche Schriftsteller Thomas Brussig ("Am kürzeren Ende der Sonnenallee"). Im Mittelpunkt steht die Liebesgeschichte zwischen der Cellistin und Sängerin Clarissa Lichtblau (Salome Kammer), die schon im zweiten "Heimat"-Zyklus eine Rolle spielte, und dem aus dem Hunsrückdorf Schabbach stammenden Komponisten Hermann Simon (Henry Arnold). Sie sehen sich in Berlin zur Zeit des Mauerfalls zufällig wieder. Hermann Simons Brüder werden von Michael Kausch und Matthias Kniesbeck gespielt. Der zentrale Drehort der Hunsrück-Saga ist ein fiktives Günderrode-Haus, das am Rhein gegenüber der Loreley liegt. Dort kreuzten sich ost- und westdeutsche Biografien, heißt es. Für die Drehzeit sind 18 Monate vorgesehen. Fast die Hälfte der Produktionskosten übernehmen den Angaben zufolge der SWR und die ARD. "Heimat": Ein Meilenstein Regisseur Edgar Reitz begann schon in den 70er Jahren, das "Heimat"-Projekt zu entwickeln. Mit Lebensgeschichten von 1919 bis zur Gegenwart will er eine Chronik des 20. Jahrhunderts erstellen, gespiegelt in einem Hunsrückdorf. Der erste, 16-stündige "Heimat"-Film - er lief zunächst in zwei Teilen im Kino - war die Filmsensation des Jahres 1984 und wurde unter anderem bei den Filmfestspielen in Venedig ausgezeichnet. Die elfteilige Fernsehfassung wurde im September und Oktober 1984 von der ARD ausgestrahlt. Mit zehn Millionen Zuschauer im Durchschnitt wurde "Heimat" ein großer Erfolg. "Die zweite Heimat": Anerkannt, aber wenig gesehen Vier Jahre schrieb Reitz an den Drehbüchern zur "Zweiten Heimat", die 13 Teile umfasste und in 557 Tagen 1991 abgedreht war. Die 26stündige Fortsetzung der Hunsrücksaga, die 1992 in die Kinos kam, führte in das München der 60er Jahre, wo der nunmehr ganz im Mittelpunkt stehende Hermann Simon, genannt "Herrmännchen", Musik studierte. In Venedig erhielt Reitz für "Die zweite Heimat" einen Ehrenlöwen. Im Fernsehen - die Ausstrahlung begann im April 1993 - konnte er aber nicht an den Erfolg der ersten Staffel anknüpfen. Nur gut eine Million Zuschauer wollten die teilweise in schwarz-weißen und bunten Bildern gedrehte zweite Heimat" sehen. Daraufhin hieß es zunächst, eine dritte Staffel werde es nicht geben. Im September 1994 wurde jedoch bekannt, dass Reitz einen dritten Teil seines "Heimat"-Zyklus' plant. Er ist einer der auch international angesehensten deutschen Filmemacher. Reitz einer der profiliertesten Köpfe des Neuen Deutschen Films, die 1962 mit dem "Oberhausener Manifest" auf sich aufmerksam machten. (APA/AP)