Italien
Die Roten Brigaden
Rom - Ein kleines Indiz am Schauplatz des Mordes an dem
italienischen Regierungsberater Marco Biagi in Bologna hat die
linksextreme Untergrundorganisation Rote Brigaden (BR) wieder ins
Licht der Öffentlichkeit gerückt. Ermittler fanden am Mittwoch nahe
des Tatorts zwei aufgesprühte fünfzackige Sterne - das Symbol der
Organisation, die Italien in den siebziger und achtziger Jahren in
Angst und Schrecken versetzte und mit einer Blutspur überzog. Der Mord an Biagi ähnelt der Ermordung des Beraters des
Arbeitsministeriums Massimo D'Antona im Mai 1999, zu dem sich eine
Gruppe namens "Neue Rote Brigaden" bekannt hatte. Ein Zusammenhang zu
den BR ist jedoch bisher nicht geklärt. Erst vor wenigen Tagen wurde
ein mutmaßliches Mitglied dieser neuen Organisation in der Schweiz
festgenommen.
Die Gründung der Roten Brigaden 1973 wird dem Soziologen Renato
Curcio zugeschrieben und mit einer Radikalisierung linker
Studentenkreise nach den Ereignissen vom Mai 1968 erklärt. Bereits
1969 starben 16 Menschen bei einem Bombenanschlag in Mailand, doch
die Urheberschaft linker Gruppen blieb zweifelhaft: Der mutmaßliche
Hauptverdächtige stürzte Minuten nach der Tat aus dem Fenster einer
Polizeiwache zu Tode. Als erster eigener Anschlag der Roten Brigaden
gilt die 35-tägige Entführung des Bürgermeisters von Genua, Mario
Sossi, 1974.
Als spektakulärste Aktion wird die Entführung des damaligen
christdemokratischen Parteichefs Aldo Moro den BR zugerechnet. Ein
bewaffnetes Kommando entführte den Politiker im März 1978 in Rom, 55
Tage später wurde er ermordet aufgefunden. Bis heute gibt es jedoch
Widersprüche in offiziellen Darstellungen beispielsweise zum Hergang
der Entführung. Insgesamt werden die Roten Brigaden und ihr Umfeld
für rund tausende Attentate mit 415 Toten in der Zeit zwischen 1969
und 1985 verantwortlich gemacht.(APA)