Wien - Da kann man halt nichts machen: Die Hochhauslandschaft über dem Bahnhof Wien-Mitte wird wie geplant gebaut. "Beim derzeitigen Stand der Dinge sind wir auf den Goodwill des Investoren angewiesen", erklärte Wiens Planungsstadtrat Rudolf Schicker am Dienstag. Er habe einen Brief des Bauträgers B.A.I. in Vertretung der "Arge Wien Mitte" erhalten, in dem der Stadt mitgeteilt wurde, dass man von der maximalen Gebäudehöhe von den 97 Metern nicht mehr auf unter 90 Meter heruntergehen werde. Da man sonst drei Geschoße und also 1200 Quadratmeter Nutzfläche verlieren würde und auch "die Konfiguration zu plump" würde, zitierte Schicker aus dem B.A.I.-Brief. "Kein Taliban-Regime" Der Stadtrat glaubt auch nicht, dass Einsprüche beim Verfassungs- und Verwaltungsgerichtshof noch etwas bewirken könnten: "Der Bauträger hat einen aufrechten Fluchtlinienbescheid und das ist ein Individualrecht, das er konsumieren kann. Und zur Frage ob nun Gefahr bestehe, dass das Weltkulturerbe der Wiener Innenstadt auf die "Rote Liste" der UNESCO kommen könnte: "Das Projekt war der UNESCO bekannt und Wien wurde ohne Bedingungen in die Liste aufgenommen. Es wurde lediglich angeregt, noch einmal Gespräche zu führen und das hat jetzt stattgefunden. Warum sollten wir also auf die ,Rote Liste' kommen? Wir sind doch kein Taliban-Regime." Auch die Architekten Heinz Neumann und Laurids Ortner verteidigten beim Pressegespräch des Bürgermeisters ihre Wien-Mitte-Pläne als "absolut vertretbare Silhouette" und "moderate Einfügung", man habe "mit diesem Kompromiss sicherlich das erreicht, was sich Bezirk und Stadtplanung vorgestellt haben". Der Baubeginn des 300-Millionen-Euro-Projektes wird nun mit Ende 2002 angepeilt, die Fertigstellung mit 2005. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 20.3.2002)