Hamburg - Ein Hamburger Gebrauchtkleidermarkt hat seine
Kunden beim Umziehen gefilmt und die Bilder live ins Internet
gestellt. Nachdem eine Kundin Anzeige erstattet hatte, montierte die
Polizei die Kameras in der vergangenen Woche ab. Die
Staatsanwaltschaft prüft nun den Fall. "Wir müssen noch klären, ob
ein Strafbestand wegen Beleidigung auf sexueller Basis oder ein
Verstoß gegen das Kunsturhebergesetz vorliegt", sagte Rüdiger Bagger,
Sprecher der Staatsanwaltschaft am Montag.
Die Kundin sagte der "Hamburger Morgenpost", sie habe die
Hinweisschilder auf die Kameras erst nach der Anprobe beim Verlassen
der Kabine bemerkt. "Ich dachte das kann nur ein Witz sein", zitierte
das Blatt die 29-Jährige. Sie habe den Vorfall sofort der Polizei
gemeldet. Jonas Siegel, Mitarbeiter des Geschäftes, sagte dagegen:
"Wir haben eigentlich alle Kunden mündlich auf die Web-Kameras
aufmerksam gemacht." Außerdem gebe es ja auch die Hinweisschilder.
"Bei jüngeren Leuten haben wir sogar die Ausweise kontrolliert",
erklärte er.
Eine Mitarbeiterin des Hamburger Datenschutzbeauftragten sieht
gerade hier die Schwierigkeit: "Bei Minderjährigen wird es
problematisch", erklärte sie. "Die Hinweisschilder müssen außerdem
sehr deutlich sichtbar sein." Nach den Angaben der Kundin war dies
offenbar nicht der Fall. "Es muss noch untersucht werden, wo die
Schilder hängen und wie sie aussehen", sagte Oberstaatsanwalt Bagger.
Verkäufer Siegel ist erstaunt: "Ich verstehe nicht so ganz, wo das
Problem liegt", sagte er. Die Kameras würden dort schon seit
eineinhalb Jahren hängen. "Sie wurden wohl zu Werbezwecken
installiert", erklärte er. Es habe zwar schon Kunden gegeben, die das
gestört habe, aber die seien eben wieder gegangen. Laut "Morgenpost"
gab es in dem Geschäft auch Kabinen ohne Kameras. (APA)