Kosovo
Perisic gibt Übergabe von Geheimdokumenten an US-Diplomat zu
Zusammenarbeit mit UNO-Kriegsverbrechertribunal als Grund angeführt - Sitzung der Zivil- und Militärführung mit Kostunica
Belgrad - Der serbische Vizeministerpräsident Momcilo
Perisic hat vor dem Militärermittlungsrichter nicht bestritten, am
letzten Donnerstag einem amerikanischen Diplomaten geheime
Militärdokumente überreicht zu haben, berichtet die Belgrader
Tageszeitung "Vecernje novosti" (Montag). Unter Berufung auf gut
unterrichtete Kreise behauptet das Blatt, dass der frühere
jugoslawische Generalstabchef, der wegen Spionage belastet wird, dies
unter Beachtung der Verpflichtungen des Landes getan habe, mit dem
UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zusammenzuarbeiten. Perisic war nach mehrmonatiger Observierung durch den
Militärsicherheitsdienst am letzten Donnerstag festgenommen worden.
In einem Belgrader Restaurant war gleichzeitig auch ein
amerikanischer Diplomat, dem Perisic die Geheimdokumente zugestellt
haben soll, verhaftet worden, um erst 15 Stunden später freigelassen
zu werden.
Parallel dazu wurden von der Militärpolizei noch zwei Personen
festgenommen, darunter Oberstleutnant Miodrag Sekulic, der vom
Militärsicherheitsdienst verdächtigt wird, dem früheren
Generalstabchef monatelang Geheimdokumente des Generalstabes
zugestellt zu haben. Sekulic hatte am Sonntag gegenüber dem
serbischen staatlichen Sender die Beschuldigungen als unbegründet
zurückgewiesen. Auch Perisic erklärte, dass er unschuldig sei.
Die höchste jugoslawische und serbische Zivil- und Militärführung
hatte in der letzten Nacht bei einer von Präsident Vojislav Kostunica
einberufenen Sitzung beschlossen, dass es gilt, alle Umstände um die
Festnahme von Perisic "eingehend zu untersuchen". Auch soll es den
Justizbehörden ermöglicht werden, ungestört ihre Arbeit in dieser
Causa fortzusetzen, heißt es in einer Aussendung des Kabinetts von
Kostunica.
Nach der vierstündigen Sitzung, an der sich neben den Mitgliedern
der jugoslawischen und der serbischen Regierung auch der
jugoslawische Generalstabchef sowie die Leiter des
Militärsicherheitsdienstes und des serbischen
Staatssicherheitsdienstes beteiligt haben, hieß es auch, dass es
gilt, die Bildung eines nationalen Sicherheitsrates zu beschleunigen,
um die Zusammenarbeit aller Sicherheitsdienste zu
institutionalisieren. In dieser Hinsicht sind auch entspreche
Gesetzesänderungen notwendig, stellten Gesprächsteilnehmer fest. Sie
beschlossen auch, die Arbeit von Zivil- und
Militärsicherheitsdiensten unter die Lupe zu nehmen, teilte das
Kabinett von Kostunica mit.(APA)