Wien - Am Dienstag werden bei der Wiener ÖVP die Weichen gestellt: Zwar ist kaum zu erwarten, dass nach der Sitzung des Landesparteivorstandes bereits eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger für den scheidenden Parteichef Bernhard Görg präsentiert wird - doch heftige Diskussionen sind allemal an der Tagesordnung.Wie DER STANDARD berichtete, hatte der Wiener VP-Obmann Bernhard Görg vergangene Woche angekündigt, dass er sich nicht - wie angepeilt - erst 2004, sondern schon heuer zurückziehen werde. Der Druck war allerdings von anderer Seite gekommen: Nach einer Unterredung mit Bundesparteichef Wolfgang Schüssel hatten mehrere Wiener Bezirksobmänner VP-intern angekündigt, einen Sonderlandesparteitag beantragen zu wollen. Fordern dies acht Bezirke, muss der Parteitag laut Statuten binnen dreier Monate abgehalten werden. Abgekratzter Kitt Görg selbst führt diese Entwicklung nun in einem profil-Interview auf seine seinerzeitige Kritik an der schwarz-blauen Bundeskoalition zurück: Damals sei es zu einem Bruch zwischen ihm und Wiener Vorstandsmitgliedern gekommen. Der Riss sei gekittet worden, doch "jetzt wird der Kitt von den gleichen Leuten wieder abgekratzt". Es heiße nun, mit ihm "als Gegner von Schwarz-Blau könne man nicht in einen Nationalrats-Wahlkampf gehen". Er kämpfe aber für Schwarz und nicht für Schwarz-Blau. Görg zur Frage, ob ihn auch Wolfgang Schüssel loswerden wolle: "Sollte jemand im Bund zwischen kritischer Loyalität und unsicherem Kantonistentum nicht unterscheiden können, tut er mir Leid." Eine Kandidatin oder ein Kandidat für die Nachfolge Görgs ist noch nicht in Sicht, alle bisher ins Spiel gebrachten Personen sagten ab: Von den Ministern Benita Ferrero-Waldner und Ernst Strasser über die Staatssekretäre Alfred Finz und Franz Morak bis hin zum EU-Abgeordneten Othmar Karas. Die Variante, Schüssel könnte interimistischer Wiener Parteichef werden, nannte dieser ein "Wiener Gerücht". (frei/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.3.2002)