Asien & Pazifik
Militante Hindus verwüsten Parlament in Ostindien
Zwei Tote bei neuen religiösen Unruhen
Neu Delhi - Hunderte militante Hindus haben am Samstag
das Parlament des ostindischen Bundesstaats Orissa gestürmt und
verwüstet. Mitglieder des fundamentalistischen Welt-Hindu-Rats VHP
durchbrachen eine Polizeiabsperrung und randalierten in dem
Parlamentsgebäude in der Provinzhaupstadt Bhubaneshwar. Auch das
Gebäude von Chefminister Navin Patnaik wurde angegriffen. Die
Fundamentalisten demonstrierten damit gegen Äußerungen von
Abgeordneten, die ihre umstrittenen Pläne zum Bau eines Tempels in
Ayodhya kritisiert hatten. Rund 100 Demonstranten wurden
festgenommen. Der Welt-Hindu-Rat hatte am Freitag eine Zeremonie zum Bau eines
Tempels in Ayodhya gefeiert. Die Hindus versuchen seit Jahrzehnten,
ihren Tempel auf einer auch Moslems heiligen Stätte zu errichten, wo
bis 1992 eine Moschee stand. Als Hindus vor zehn Jahren das
moslemische Gotteshaus niederrissen, lösten sie damit die schwersten
Unruhen in Indien seit der Unabhängigkeit 1949 aus. Rund 2000
Menschen wurden getötet.
Zusammenstöße in Gujarat
Bei Zusammenstößen zwischen Hindus und Moslems im westindischen
Bundesstaat Gujarat kamen am Samstag erneut zwei Menschen ums Leben.
In der Provinzhauptstadt Ahmedabad wurde ein Mensch getötet, als die
Polizei auf eine randalierende Menschenmenge schoss. Auch in Baroda
wurde ein Mann von der Polizei erschossen. Nach Behördenangaben
stürmten radikale Hindus in der Stadt mehrere Moscheen. Ein
moslemisches Gotteshaus ging in Flammen auf. In Ahmedabad und Baroda
wurden mindestens 65 Menschen festgenommen.
Vor zwei Wochen waren bei blutigen Auseinandersetzungen zwischen
den Religionsgruppen in Gujarat mehr als 700 Menschen getötet worden.
Ausgelöst wurden die Unruhen durch einen moslemischen Überfall auf
einen mit Hindus besetzten Zug. (APA)