Manchmal spielt dem grünen Sozialsprecher Karl Öllinger sein Fachwissen einen Streich und er beginnt einen komplizierten Sachverhalt dermaßen detailliert darzulegen, dass dem Zuhörer vor allem eines klar wird: seine enorme Unkenntnis der Materie. Doch auch davon abgesehen, kann der 1951 in Ried geborene Oberösterreicher kaum verbergen, dass solch intensiver Zugang eben der lebenslangen Beschäftigung mit Sozialthemen entspringt. Öllinger, der sich während seines Studiums (Politologie und Germanistik) im Verband Sozialistischer Studenten engagierte, lernte sein Handwerk von der Pike auf: 1979 bis 1983 betreute er ein sozialpädagogisches Wohnprojekt in St. Johann im Pongau. Als grüner Gewerkschafter und Arbeiterkammerrat werkte Öllinger bis 1994 in Wien, wo er auch Bezirksrat der Grünen in Leopoldstadt war. 1994 zog er in den Nationalrat ein, wo er sich als Sozialsprecher und fleißiger Redner rasch einen gewissen Ruf verschaffte und im Sozialausschuss vergangenen Sommer einen einsamen Rekord als Filibuster aufstellte: Sechs Stunden und 41 Minuten dauerte seine Rede zum "Fall Sallmutter". (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 16./17.3.2002)