Wien - Üppig, sinnlich, im wahrsten Sinne des Wortes kulinarisch präsentiert sich die Ausstellung "Das flämische Stilleben" des Kunsthistorischen Museums (KHM), die vom 18. März bis 21. Juli im Wiener Palais Harrach gezeigt wird und anschließend in die Villa Hügel in Essen übersiedelt. Mit dieser Ausstellung wird die Zusammenarbeit mit der Kulturstiftung Ruhr in Essen (nach der erfolgreichen großen Breughel-Schau 1997/98) fortgesetzt, der dann 2003/04 eine der flämischen Landschaftsmalerei gewidmete Präsentation folgen soll. Nach den großen Ausstellungen der letzten Jahre über das niederländische Stillleben (etwa in Amsterdam/Cleveland, in Brüssel/Darmstadt/Köln oder in Washington) ist diese Ausstellung ausschließlich der flämischen Stillebenmalerei gewidmet, der Malerei der südlichen, katholischen Niederlande also, mit dem Anspruch, die Besonderheiten der flämischen Malerei herauszuarbeiten. Nach dem Gesamtkonzept von Klaus Ertz hat sich dazu ein internationales Wissenschafterteam mit Kuratoren und Sammlungsleitern u.a. des Madrider Prado, der Fürstlich Liechtensteinschen Sammlungen, der Alten Pinakothek München, des Rubenianum Antwerpen und des KHM zusammengefunden, dessen reicher wissenschaftlicher Ertrag sich im repräsentativen Katalog niederschlägt. Eigenes Genre Das Stillleben als autonome Bildform hat sich in den Niederlanden in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entwickelt und bald differenzierten sich in den Malerwerkstätten auch Spezialisten auf einzelne Gattungen wie Blumen-, Mahlzeiten- und Früchtestillleben. Wie auch der Laie unschwer vermuten darf, hat sich das in den katholischen Niederlanden zu üppigem Prunk gesteigert, zu Schwelgereien in Vorratskammern, ausladenden Tafeln, zu einem Delikatessenkult mit Austern und Hummern, Spargel und Artischocken, Trauben und Südfrüchten, repräsentativem Tafelgeschirr und Blumengedecken, bei dem allen Stillleben ("nature morte") innewohnende Vanitas-Gedanke, der Vergänglichkeit alles Irdischen, hinter Sinnesfreuden zurückgedrängt wird. Selbst Totenschädel ruhen hier auf Prunkarrangements. Die Ausstellung ist in neun Kapitel gegliedert, deren einleitendes die Grenzen des Stilllebens zu definieren sucht, an Hand von "Mischformen", zum Genrebild, zum Porträt und der Landschaft. "Mischformen", die sich in der flämischen Malerei besonders gerne finden, wo sich immer wieder mehrere (meist spezialisierte) Maler zu einem Bild zusammenfanden. So bei "Pausias und Glycera", wo Peter Paul Rubens das antike Paar malte (sich selbst als Pausias) und Osias Beert d.Ä. den Blumenschmuck. Eine flämische "Spezialität" waren auch die "geistlichen" Stillleben: Blumenkränze und Girlanden, die sich um ein religiöses Motiv rankten. Weitere Kapitel gelten u.a. den Themen "Naturnachahmung", "Markt- und Küchenstücken", "Tier- und Jagdstillleben", "Früchte- und Prunkstillleben". Vier Künstler werden in eigenen Ausstellungsräumen besonders hervorgehoben: Jan Brueghel d.Ä. (der "Blumen-Brueghel"), Frans Snyders, Jan Fyt, und Jan Davidsz de Heem. Leihgeber aus aller Welt machten es möglich, dass mit den 120 Bildern der Ausstellung die hervorragendsten Beispiele zusammengetragen werden konnten. (APA)