Innsbruck - Die österreichischen Gletscher haben im Vorjahr ihren Rückzug fortgesetzt. 92 von 106 unter Beobachtung stehenden Gletschern konnten im Sommer 2001 vermessen werden, im Durchschnitt waren sie gegenüber dem Vorjahr um 9,32 Meter kürzer. Schwacher Trost: Für 2000 war ein Rückgang um 10,7 Meter ermittelt worden, auch der aktuelle Rekordhalter, der Obersulzbachkees (Venedigergruppe) ist mit 24,3 Metern minus nicht ganz so schlecht dran wie der Spitzenreiter 2000. Bericht für 86 Gletscher Als einziger Gletscher konnte der Kleinelendkees in der Ankogel-Hochalmspitz-Gruppe geringfügigen Zuwachs verzeichnen, sechs Gletscher wurden als stationär eingestuft. Der Aufwand für die Vermessung ist beträchtlich. Für den heurigen Bericht wurden für 86 Gletscher Daten von 436 Messpunkten ausgewertet, bei den restlichen sechs musste man sich mit Fotovergleichen begnügen. Glaziologe Gernot Patzelt begründet den Gletscherschwund mit sehr heißen Wochen zwischen Ende Juli und Ende August, die selbst die größten Schneehöhen seit 47 Jahren zum Schmelzen gebracht haben. Trotzdem verweigert Patzelt die Zuordnung des Gletscherrückzuges zum Schlagwort globale Erwärmung. Die Entwicklung der vergangenen Jahre sei "aufregend, aber nicht einmalig". Ähnliche Verhältnisse habe es auch in der Vergangenheit immer wieder gegeben, so Patzelt. (hs, DER STANDARD Print-Ausgabe 15.März 2002)