Wenn man den Stand der heimischen Filmpolitik bzw. der Lage des Kinos in diesem Lande veranschaulichen will, dann veranstaltet man am besten Führungen in die Albertina. Genauer gesagt: ins Österreichische Filmmuseum, das gegenwärtig unter den Schutthalden und Staubwolken der vom Chef der Sammlung Albertina, Klaus Albrecht Schröder, initiierten Umbauarbeiten leidet, gleichzeitig aber selbst notwendige Renovierungen nicht durchführen kann.Stattdessen wird Filmmuseumsdirektor Alexander Horwath als "visionslos" attackiert - von Schröder, der kein Hehl daraus macht, dass er, unterstützt von Kuratoren, gern selbst in filmmusealen Belangen ein wenig umrühren würde. Auf Bundesseite legt man derweilen die Hände in den Schoß: Kulturministerin Elisabeth Gehrer, die Schröder kräftig unterstützt, sieht sich für das Filmmuseum nicht zuständig. Und Kunststaatssekretär Franz Morak tut das, was er fast immer tut: Er lässt sich Zeit. Bis heute ist zum Beispiel unklar, wie viel Budget das Bundeskanzleramt Horwath heuer zugestehen wird. Und von notwendigen Umbaugeldern ist erst recht keine Rede. Stattdessen freut sich Morak lieber auf eine Kinemathek in Krems. So verschieben sich ganz grotesk die Prioritäten. Muss man tatsächlich wieder einmal betonen, dass das Filmmuseum in der Albertina nicht nur Geschichte bewahrt, sondern auch geschrieben hat? Muss man die Politiker und Schröder wirklich darüber belehren, dass das von Peter Kubelka und Peter Konlechner initiierte "Unsichtbare Kino" an diesem Standort erhalten und modernisiert werden muss? Mit Horwath als neuem Direktor wurde dafür ein hoffnungsvolles Signal gesetzt. Jetzt müssen weitere Initiativen folgen, sonst staubt's in der Albertina möglicherweise in ein paar Jahren wieder: zu spät. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15. 3. 2002)