Welt
Der "Urvater des Fax-Geräts" ist tot
Rudolf Hell verstarb im gesegneten Alter von 100 Jahren
Kiel - Rudolf Hell, einer der bedeutendsten Tüftler des
20. Jahrhunderts, ist tot. Der Urvater des Fax-Geräts und des
Scanners starb am Montag im Alter von 100 Jahren in Kiel, teilte die
städtische Pressestelle am Donnerstag mit. Hells Erfindungen
beschleunigten die weltweite Kommunikation und veränderten den
Arbeitsalltag. Der Wissenschafter und Erfinder hatte schon in den zwangziger
Jahren die Idee, Texte und Bilder in Punkte und Linien zu zerlegen,
um sie damit elektronisch übertragbar zu machen. Der Pionier der
Nachrichtentechnik hatte am 19. Dezember 2001 seinen 100. Geburtstag
gefeiert.
Das erste Patent
Sein erstes Patent meldete der im bayerischen Eggmühl geborene
Hell im Alter von 24 Jahren an: Mit der "lichtelektronischen
Bildzerlegerröhre" erschuf der ehrgeizige Doktorand der
Ingenieurwissenschaften einen elementaren Baustein für das spätere
Fernsehen. 1929 promovierte Hell in München über ein
"direktanzeigendes Funkpeilgerät" für die Luftfahrt, erster Schritt
zur Entwicklung des Autopiloten.
Ein geerbtes Auto, das Hell für 3.000 Reichsmark verkauft hatte,
lieferte 1929 das Grundkapital für seine erste Firma in Berlin. Im
gleichen Jahr vollendete er jenes Meisterstück, das als Vorläufer des
heutigen Telefax-Gerätes gilt: Die "Vorrichtung zur elektronischen
Übertragung von Schriftzeichen", die als "Hellschreiber" berühmt
wurde. Mit diesen ersten "Tickern" ließen sich Nachrichten in kurzer
Zeit über den gesamten Globus verteilen - ein Meilenstein der
Kommunikationstechnik.
Im Wirtschaftswunderland
Nach dem Krieg baute der findige Ingenieur sein Unternehmen in
Kiel neu auf. Schnell expandierte der Betrieb und landete im Bereich
der Text- und Bildverarbeitung einen Geniestreich nach dem anderen:
So erfand Hell 1950 den "Klischografen", eine elektromechanische
Graviermaschine, die den Druck von Bildern in Zeitungen erheblich
beschleunigte. In den sechziger Jahren entwickelte er den
"Cholographen", ein Urmodell des Farbscanners. Wenig später zerlegte
er mit der "Hellcom-Digiset-Anlage", einer computergesteuerte
Lichtsatzanlage, erstmals Zeichen in digitale Elemente. Damit ließen
sich ganze Buchwälzer in weniger als einer halben Stunde setzen.
Triebfeder des Erfinders war stets die Faszination für die
Technik, nicht für das Geschäft: "Ich habe nie etwas gemacht, nur um
Geld zu verdienen. Es ging mir um den Fortschritt und die praktische
Anwendung", hat er einmal gesagt. Hells Unternehmen, aus dessen
Geschäftsleitung er sich als 70-Jähriger zurückzog, wurde in den
achtziger Jahren zu einer hundertprozentigen Siemens-Tochter.
Inzwischen gehört Hells Werk zur Heidelberger Druckmaschinen AG.
Hell, Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern, lebte
zuletzt zurückgezogen in Kiel. An einem Festakt zu seinem 100.
Geburtstag nahm der betagte Erfinder nur kurz teil.(APA/dpa)