Inland
Für Grüne ist Uni-Reform "autoritär" und "reaktionär"
"Schreckliche Demotivierung für jene, die nicht die Gnade oder das Glück haben, schon Professor zu sein"
Wien - Einen "Etikettenschwindel" ortet der Grüne
Wissenschaftssprecher Kurt Grünewald im Entwurf zu einem neuen
Universitätsgesetz. Die versprochene und auch von den Grünen
erwünschte Autonomie werde durch die Erhöhung des ministeriellen und
außeruniversitären Einflusses über den Universitätsrat konterkariert.
Der Geist des Gesetzes sei insgesamt "reaktionär" und
"wissenschaftsfeindlich", die Unis würden autoritäre Strukturen
erhalten, kritisierte Grünewald bei einer Pressekonferenz am
Donnerstag in Wien. Am fünfköpfigen Uni-Rat bemängelte Grünewald unter anderem, dass
die beiden von der Regierung bestellten Mitglieder das Gremium
blockieren könnten. Würden sich die beiden vom Senat der Universität
bestellten Vertreter mit den beiden von der Regierung Entsendeten
nicht über das fünfte Mitglied einigen, entscheide erneut die
Regierung aus einem Dreier-Vorschlag der Akademie der Wissenschaften.
"Wir brauchen nicht fantasieren, die Regierung wird da keine Kritiker
hineinnehmen", so Grünewald.
Einschränkung der Mitbestimmung
Scharfe Kritik übte der Grüne Wissenschaftssprecher auch an der
Einschränkung der Mitbestimmung und der im Gesetzesentwurf nicht mehr
vorgesehenen Festschreibung von Rektorenkonferenz,
Universitätenkuratorium, Professorenkonferenz und Bundeskonferenz des
wissenschaftlichen und künstlerischen Personals (Buko). Damit würden
jene Gruppen, die sich hochschulpolitisch engagiert hätten, zu bloßen
Vereinen degradiert und mundtot gemacht. Das Gleiche habe die FPÖ
offenbar mit der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) vor: "Das
nenne ich autoritär."
Rund 80 Prozent der Forscher wären künftig von Entscheidungen
ausgeschlossen, befürchtet Grünewald weiters. Außerordentliche
Professoren könnten nicht mehr ohne Auftrag von ordentlichen
Professoren prüfen und Diplomarbeiten bzw. Dissertationen betreuen
bzw. begutachten. "Das kann man nicht als Nachwuchsförderung
verkaufen", so Grünewald. Anders wäre dies etwa in den USA, wo
Assistant- und Associated-Professoren selbstverständlich "Members Of
The Faculty" werden könnten. Insgesamt wäre der Entwurf eine
"schreckliche Demotivierung für jene, die nicht die Gnade oder das
Glück haben, schon Professor zu sein".
"Massiv herumgedrückt" habe sich die Regierung außerdem bei der
Frage der Kosten der Ausgliederung der Universitäten, betonte der
Grüne Wissenschaftssprecher. Er vermutet Mehrkosten von 20 Prozent,
die sich einerseits aus der Umstellung auf das teurere
Angestelltenrecht sowie aus der Verwaltung der Gebäude durch die
Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) ergäben, die marktübliche Preise
verlangen müsse.
Die Schaffung eigener Medizinischer Unis wiederum sei auf "fiese
und autoritäre Weise" geschehen, meinte Grünewald. Das Ministerium
habe durch die Ablehnung der Festschreibung von Sonderbestimmungen
für die Medizin die Fakultäten "zu einem Fluchtreflex genötigt". (APA)