Wien - Der internationale Währungsfonds (IWF) sieht die Lage der Weltwirtschaft jetzt "entspannter" als im Herbst 2001 nach den Anschlägen in New York und Washington. "Die Weltwirtschaft hat nicht nur eine Rezession vermieden", sagte der Chef des internationalen Währungsfonds (IWF), Horst Köhler, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz mit Finanzminister Karl-Heinz Grasser in Wien. Vielmehr sei die globale Wirtschaft jetzt wieder in einem Erholungsprozess. Der IWF werde bei seiner Frühjahrstagung die Prognosen für das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach oben revidieren, kündigte Köhler am Donnerstag in Wien an. Entwicklung in USA entscheidend Vieles hänge freilich davon ab, was in den USA passiere. Dort gebe es noch immer ein "gemischtes Bild" von positiven und negativen Daten. Die Gesamtbilanz zeige jedoch eindeutig ein Bild der Verbesserung. "Wir erwarten im IWF in den USA noch im ersten Halbjahr eine deutliche Verbesserung der wirtschaftlichen Aktivität", im zweiten Halbjahr werde die wirtschaftliche Erholung deutlich an Stärke gewinnen, sagte Köhler. In Europa setzten sich nach IWF-Schätzungen jetzt ebenfalls die Auftriebskräfte durch. "Wir glauben, dass die Erholung in Europa etwas später einsetzt, vielleicht auch etwas schwächer ausfällt als in den USA". Mit Sorge registriert der IWF, dass insbesondere große Länder der EU in ihrer Wachstumsdynamik hinterherhinkten. "Österreich kann sich durchaus sehen lassen" Der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Horst Köhler, bescheinigt Österreich eine "im Prinzip gute Wirtschafts-, Finanz- und Geldpolitik". Österreich sei ein geschätztes Mitglied im Währungsfonds, das sich durchaus sehen lassen könne. Zu Risken und Chancen der EU-Osterweiterung hielt Köhler am Donnerstag bei einer Pressekonferenz mit Finanzminister Karl-Heinz Grasser fest, dass nach IWF-Beurteilung die Chancen eindeutig überwiegen und "insbesondere Österreich von der Erweiterung profitieren wird". Es bestehe Wachstumspotenzial. Die Ostöffnung habe schon bisher eine positive Arbeitsbilanz gebracht, vor allem was den Außenhandel (Exporte) betrifft. Köhler befürchtet nicht, dass die Maastricht-Kriterien die Kandidatenländer in ihrem Wachstum hemmen werden. Hilfe für Argentinien Keinen Zweifel gibt es dara, dass Argentinien geholfen werden soll. "Das ist unser Mandat". Argentinien brauche jedoch einen Neuanfang im Lande selber. Es müsse den Willen verdeutlichen, dass man sich auch selber helfen wolle. Argentinien sei in einer "sehr schwierigen Lage", betonte der IWF-Chef am Donnerstag in Wien. Hier griffen eine ökonomische, soziale und moralische Krise ineinander, was die Situation so schwierig mache. Eine Ansteckungsgefahr auf andere Länder in der Region sieht der IWF nicht gegeben. Kritisch bewertete es Köhler, dass es die argentinische Regierung vorzog, erst Anfang letzter Woche eine IWF-Mission zu empfangen, obwohl der Fonds der Regierung schon zu Beginn Zusammenarbeit anbot. Sorgen bereitet dem Währungsfonds derzeit auch Japan. Es sei heute das einzige große Industrieland, das sich in der Rezession befindet. Japan sei trotz seiner Finanzschwäche immer noch eines der reichsten Länder der Welt. Er würde sich wünschen, Argentinien würde ein Stück des "Basisreichtums" der Japaner haben. Für Japan ist Köhler deshalb "kontrolliert zuversichtlich". (APA)