Inland
Deutsche Chefvolkswirte dämpfen Konjunktur-Optimismus Schröders
Regierung und Ifo-Institut korrigieren Prognose nicht nach oben
Berlin/Hannover/München - Die Chefvolkswirte führender deutscher
Finanzkonzerne haben sich zurückhaltend zu den optimistischen
Äußerungen von Bundeskanzler Gerhard Schröder zur
Konjunkturentwicklung geäußert. Bis zur Bundestagswahl am 22.
September sei nicht mit einem nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung zu
rechnen, lautet das Ergebnis einer Umfrage der "Berliner Zeitung"
(Donnerstag), an der die Chefvolkswirte Norbert Walter (Deutsche
Bank), Klaus Friedrich (Allianz/Dresdner Bank), Martin Hüfner
(HypoVereinsbank), Ulrich Ramm (Commerzbank) und Thomas Mayer
(Goldman Sachs) teilnahmen. Am Arbeitsmarkt sei kaum Entspannung in
Sicht. Weitgehend einig sind sich die Ökonomen, dass die Arbeitslosenzahl
von fast vier Millionen bis zum Wahltermin im September kaum spürbar
sinken wird.
Keine Korrektur von Regierung und Ifo-Institut
Trotz der positiven Prognosen für das
Wirtschaftswachstum will die deutsche Regierung ihre
Konjunkturerwartung auch nicht nach oben korrigieren. "Ich bleibe bei
meiner Prognose. Die heißt drei Viertel Prozent Wachstum dieses
Jahr", sagte Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) am Donnerstag auf
der weltgrößten Computermesse CeBIT in Hannover. Auch der Präsident des Münchener Institut für
Wirtschaftsforschung (Ifo), Hans-Werner Sinn, sieht keinen Grund, die
Wachstumsprognose des Ifo-Instituts für Deutschland von 0,6 Prozent
in diesem Jahr anzuheben.
"Keine Anhaltspunkte"
"Ich sehe keine Anhaltspunkte dafür. Der Stimmungsumschwung in den
USA heißt nicht, dass auch hier gleich etwas passiert", sagte Sinn
zur Eröffnung der 54. Internationalen Handwerksmesse am Donnerstag in
München. Er rechne weiter mit einem Wirtschaftsaufschwung im zweiten
Halbjahr 2002, was aber in der geltenden Prognose schon eingerechnet
sei. (APA/dpa)