Washington - Zum vierten Mal in Folge haben die USA am Freitag (Ortszeit) einen neuen erfolgreichen Raketenabwehr-Test unternommen. Nach Angaben von Militärsprecherin Catherine Reardon zerstörte eine Abwehrwaffe über dem Pazifik eine Sprengkopf-Attrappe durch Kollision. Es war der sechste Test im Rahmen des US-Raketenabwehr-Programms. Dem Pentagon zufolge war die Erprobung von Freitag komplizierter als die voraus gegangenen Tests. Erstmals wurden neben der Sprengkopf-Attrappe gleich drei Köder-Ballons frei gesetzt, das heißt, die Abwehrwaffe musste zwischen vier möglichen Zielen unterscheiden. Sie traf Reardon zufolge das Richtige. Teure Tests Wie bei den bisherigen Probeläufen war zunächst auf dem Kwajalein-Atoll im Pazifik eine Rakete mit der Sprengkopf-Attrappe gestartet worden. Rund 20 Minuten später wurde rund 7700 Kilometer entfernt auf der Luftwaffenbasis Vandenberg (Kalifornien) eine modifizierte Minuteman-Rakete mit einem so genannten "Kill-Vehikel" auf den Weg geschickt. Dieses "Vehikel" löste sich dann von der Trägerrakete und steuerte die Sprengkopf-Attrappe an. Bei den voraus gegangenen Versuchen hatte das Pentagon neben dem "falschen" Sprengkopf nur einen Köder-Ballon frei gesetzt, um die Fähigkeit der Abwehrwaffe zur Unterscheidung und Ansteuerung des richtigen Ziels zu testen. Drei der fünf vorherigen Tests waren ebenfalls erfolgreich verlaufen. Der letzte - ebenfalls erfolgreiche - Versuch hatte im vergangenen Dezember stattgefunden. Das Pentagon plant für dieses Jahr eine Serie weiterer noch komplizierterer Tests. Für den Aufbau der Nationalen Raketenabwehr hat US-Präsident George W. Bush im Dezember vergangenen Jahres den 1972 mit der damaligen Sowjetunion geschlossenen ABM-Vertrag gekündigt. Dieses Abkommen hatte die Möglichkeit der Amerikaner zu umfassenden Abwehr-Tests beschränkt. Kritiker lehnen die Versuche als zu teuer und unrealistisch ab. Der jüngste Test kostete rund 100 Millionen Dollar (113 Millionen Euro). Die USA wollen bis 2005 eine erste Form des Raketenabwehrschilds entwickeln. Neben landgestützten Systemen sollen auch eine auf Kriegsschiffen installierte Raketenabwehr und auf Flugzeugen eingerichtete Laserkanonen einsatzfähig sein.(APA/dpa/AP)