Wahlbetrug steht bei den meisten afrikanischen Urnengängen praktisch auf der Tagesordnung. Allein bei den letzten Wahlen in der Elfenbeinküste, auf Madagaskar, in Sambia und im Tschad wurden massive Schiebereien bekannt, ohne dass große Empörung darüber laut wurde. Was ist also so Besonderes an Simbabwe, wo sich der alternde Robert Mugabe erneut den Präsidentensessel mit Gewalt und Terror unter den Nagel gerissen hat

Der Grund für die außergewöhnlich harte Kritik an Mugabe, dem ehemaligen Vorzugsschüler in Sachen Demokratie, ist der, dass der Mann die Rassenfrage instrumentalisierte, um die eigene Unfähigkeit zu kaschieren. Der Langzeitpräsident erklärte die kleine, aber mächtige weiße Minderheit zum kollektiven Feind und rechnete damit, dass der Solidaritätsreflex der weißen Großmächte ihm daheim weiteren Auftrieb geben würde. "Schulterschluss" hieß eine im Prinzip ähnliche Taktik vor nicht allzu langer Zeit in Österreich, als die Regierung scharfe Kritik aus dem Ausland hinnehmen musste.

Doch Mugabe hat den Bogen überspannt. Zwar hat er sein Ziel, die Präsidentschaft, erreicht, doch längerfristig hat der greise Despot ausgespielt, sein Land und er stehen nun unter dauernder Beobachtung. Vor allem Südafrika, die Leitnation der Region, die sich bisher mit offener Kritik an Mugabe vornehm zurückgehalten hatte, wird in Zukunft Farbe bekennen und Druck auf Mugabe und sein Regime ausüben müssen: Wirt-schaftliche Sanktionen gegen das Unrechtsregime in Simbabwe sollten eher heute als morgen verhängt werden. Diktatoren vom Schlage eines Mugabe trifft man am härtesten, in dem man ihnen und ihrer Kamarilla das Geld sperrt. Mugabes Vorgangsweise hat aber auch etwas Gutes: Der internationale Trend zur Hinnahme von Unrecht in Afrika scheint gebrochen, Wahlbetrug wird künftig kein Kavaliersdelikt bleiben. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 14.3.2002)