Nahost
Sharaa: Saudiarabischer Plan soll arabische Initiative werden
"Israel verübt Massaker gegen Palästinenser in besetzten Gebieten, nicht in Israel"
Wien - Der syrische Außenminister Faruk Sharaa setzt seine
Hoffnung auf den saudiarabischen Nahost-Friedensplan, der nach seinen
Vorstellungen beim bevorstehenden Gipfel der Arabischen Liga in
Beirut zu einer gesamtarabischen Initiative werden solle. Bei einer
Pressekonferenz im Anschluss an seine Unterredung mit Außenministerin
Benita Ferrero-Waldner (V) übte Sharaa am Mittwoch in Wien scharfe
Kritik an den "Gräueltaten, die gegen die Palästinenser innerhalb der
besetzten Gebiete, nicht in Israel, begangen werden". Es sei völlig
falsch, zu behaupten, dass es dabei um eine Selbstverteidigung
Israels gehe. Sharaa zeigte sich überzeugt, dass auf dem Gipfel der Liga in
Beirut der Welt eine "einheitliche arabische Position" präsentiert
wird. Er hoffe auf die Unterstützung der arabischen Initiative durch
die EU und durch Europa. Ferrero-Waldner sagte dazu: "Wenn dies ein
gesamtarabischer Plan wird, müssen wir Europäer diese Initiative
unterstützen." Positiv bewertete sie auch die Entsendung des
US-Vermittlers Anthony Zinni in die Krisenregion. Dies seien Elemente
für eine mögliche Friedenslösung.
Der syrische Außenminister sprach sich ausdrücklich für eine
politische Lösung aus und rief dazu auf, die Gräueltaten zu stoppen
und den Friedensprozess wieder zu beleben. Es sei "ungeheuerlich, die
Palästinenser als Terroristen zu beschuldigen", sagte Sharaa. In der
Krisenregion kämpften nicht zwei Armeen gegeneinander. Die
Palästinenser hätten nur wenige Gewehre, die Israelis hingegen ein
hochtechnologisches Militärpotenzial. "Tausende Palästinenser wurden
in den vergangenen Monaten von den Israelis getötet."
Sharaa warnte vor einer weiteren militärischen Eskalation in der
Region, sollten "die Massaker" nicht gestoppt werden. Wenn es zu
keinem Frieden komme und das Töten von Palästinensern weitergehe,
"dürfen wir uns nicht wundern, wenn unzählige junge Menschen einen
Weg suchen, um Märtyrer zu werden". Angesprochen auf die
Selbstmordattentäter, die israelische Zivilisten in den Tod reissen,
entgegnete Sharaa, wenn sich die Palästinenser verteidigten, könne
man sie nicht "an einer imaginären Linie stoppen". Er fügte hinzu,
die israelischen Siedler seien bewaffnet. "Sie haben alles, was ein
Soldat hat, nur keine Uniform."
Zu seinem Gespräch mit dem EU-Beauftragten für Außenpolitik,
Javier Solana, am Dienstagabend, sagte Sharaa, die Europäer seien
sich der Gefahren bewusst, die die Eskalation der Gewalt im Nahen
Osten mit sich bringe. Syrien hoffe auf wirtschaftlichen und
politischen Druck gegen Israel. Ferrero-Waldner sprach von "einer
unerträglich hohen Zahl von Opfern. Wir haben ein Gefühl der Ohnmacht
angesichts dieser kriegsähnlichen Situation."(APA)