Wirtschaft
Hoher Investitionsbedarf für die Wasserversorgung
Vor Privatisierung wird gewarnt
Linz - Auf die Gemeinden und die Wassergenossenschaften wird
in den nächsten zehn Jahren ein hoher Investitionsbedarf für die
Versorgung mit dem lebenswichtigen Nass zukommen. Nach neuesten
Zahlen, die am Mittwoch bei einer Enquete in Linz von Experten des
Landwirtschaftsministeriums präsentiert wurden, werden bis zum Jahr
2012 in Österreich rund 2,3 Mrd. Euro in die Wasserversorgung
investiert werden müssen. Wie Charlotte Vogl, Expertin für Wasserwirtschaft im
Landwirtschaftsministerium, bei der Enquete erläuterte, basiert die
Zahl von 2,3 Mrd. Euro - beziehungsweise seinerzeit 32 Mrd. Schilling
- auf der aktualisierten Investitionskostenabschätzung der
Bundesländer für die Jahre 2001 bis 2012. Rund 1,7 Mrd. Euro
entfallen auf die Neuerrichtung von Wasserversorgungsanlagen. Dabei
gehe es im besonderen um den ländlichen Raum, so Vogl, ebenso auch um
Maßnahmen zur Sicherung der Wasserqualität. Die restlichen rund 0,6
Mrd. Euro werden für Investitionen zur Sanierung von
Wasserversorgungsanlagen aufgebracht werden müssen.
Vor Privatisierung wird gewarnt
Trotz dieser hohen Investitionskosten warnten die Redner bei der
Enquete in Linz aber vor einer Privatisierung des Wassermarktes.
Ernst Partl vom Umweltdachverband nannte mehrere gravierende Gründe,
die gegen eine solche Maßnahme sprechen würden.
So sei, wenn mehrere private Anbieter das Wasser in die Leitungen
schicken, die geforderte Qualität des Trinkwassers nicht mehr
garantiert. "An wen soll sich die Gesundheitsbehörde in
haftungsrechtlicher Hinsicht halten, wenn in einem Mischwasser
unklarer Entstehung oder Herkunft ein Grenzwert überschritten wird?",
fragte Partl. Weiters würden gewinnorientierte private Konzerne
"zwangsläufig dazu neigen, strategische Entscheidungen etwa der
Wasserbeschaffung allein auf Grund marktwirtschaftlicher Erwägungen
zu treffen", so der Experte des Umweltdachverbandes. Leidtragender
wäre der ländliche Raum, da private Versorger dicht besiedelte
Gebiete vorziehen würden, weil dort die Wasserversorgung
wirtschaftlich rentabler sei.
Partls Resumee: "Der Leitgedanke bei der Forderung nach
'Liberalisierung' des Marktes für Trinkwasser ist nicht die Sicherung
optimaler Qualität (Gesundheits-, Ressourcen- und Umweltschutz)
sondern optimale Vermarktung. Maximaler Verkauf zu Dumpingpreisen
führt zu massiven unökologischen Verzerrungen und zum Rückgang von
Instandhaltungsinvestitionen". (APA)