Wien/Arnoldstein - Pluto hat miaut, Garfield gebellt - nicht immer verraten sich Fälschungen so eindeutig selbst, wie die Lkw-Ladung Spielzeug, die im Vorjahr vom Zoll aus dem Verkehr gezogen wurde. Im Regelfall machen es Produktpiraten den Behörden schwerer. Und sie machen es immer öfter. Nach einer Statistik der Internationalen Handelskammer ICC liegt Österreich im EU-weiten Ranking bereits an vierter Stelle. Nur in Frankreich, Italien und Deutschland sind, im Verhältnis zur Einwohnerzahl, noch mehr nachgemachte Markenprodukte in Umlauf. Textilien und Uhren "Aufgriffe von Fälschungen nehmen seit Jahren stark zu, 2001 waren es rund 400", berichtet Peter Herold vom Zollamt Arnoldstein in Kärnten, wo alle Markenrechtsverletzungen zentral bearbeitet werden. Nach wie vor führend in den Fälscherbranche: Textilien, gefolgt von Uhren und Computersoftware. Die Produktpiraten haben ihre Werkstätten hauptsächlich in Hongkong, China, in der Ukraine und - stark im Kommen - in den USA. Das seit acht Monaten gültige Poduktpirateriegesetz habe sich bestens bewährt, so Herold. Seither können ein ertappter Lieferant oder seine Auftraggeber nur fünf Tage gegen eine Beschlagnahmung Einspruch erheben. Geschieht das nicht, gehören die "Fakes" ohne Gerichtsbeschluss der Republik. Herold: "Neun von zehn lassen die Ware verfallen." Das Finanzvergehen wird mit bis zu 15.000 Euro geahndet. Die Originalfirma entscheidet, ob Plagiate vernichtet oder für karitative Zwecke verwendet werden. "Produktpiraterie hat negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und den fairen Wettbewerb", sagt Maximilian Burger-Schneidlin vom Wiener ICC-Büro. Die weltweiten Umsatzeinbußen durch Plagiate werden auf 283 Milliarden Euro geschätzt - sieben Prozent des Welthandels. So harmlos das Beispiel vom billigen "Marken-T-Shirt", erstanden im Urlaub, klingen mag. "Aber wissen wir, welche Rohmaterialien verwendet wurden, ob das Material mit gesundheitsschädlichen Schwermetallen belastet ist?", gibt Burger-Schneidlin zu bedenken. Das Qualitätsrisiko sei bei allen Plagiaten hoch. "Fakes" am Pranger Auch Professor Rido Busse hat sich dem Kampf gegen die unerlaubte Nachahmung verschrieben. Der deutsche Designer vergibt seit 1977 alljährlich den Negativpreis "Plagiarius", einen schwarzen Zwerg mit goldener Nase. Heuer wurde ein unbekannter chinesischer Hersteller für die Kopie eines Kleiderständers der Firma Kosiol an den Pranger gestellt. Was Busse noch alles angesammelt hat, steht im Museum Plagiarius in Berlin. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 13.3.2002)