International
USA: Bei Anschlag auf Chemiefabrik über zwei Millionen Opfer möglich
"Washington Post" veröffentlicht US-Armee- Studie - "Worst Case"-Szenario bei Freisetzung von Pocken-Viren
Washington - Bei einem Terroranschlag auf eine Chemiefabrik
in einem dicht besiedelten Gebiet der Vereinigten Staaten könnten bis
zu 2,4 Millionen Menschen verletzt oder getötet werden. Dies gehe aus
einer Untersuchung der Gesundheitsabteilung der US-Armee hervor,
berichtet die "Washington Post" (Dienstagsausgabe). Die Studie sei
ein Monat nach den Anschlägen vom 11. September fertig gestellt, aber
bisher nicht veröffentlicht worden. Die Daten seien von der
US-Regierung als Grundlage für medizinische Vorkehrungen herangezogen
worden. Laut der Studie, die der "Washington Post" vorliegt, wäre die
Wirkung eines Anschlags auf eine Chemiefabrik oder auf ein Lager mit
chemischen Stoffen das zweitgefährlichste Szenario eines
Terrorangriffs auf US-amerikanischem Boden. Die verheerendsten Folgen
werden bei einem biologischen Angriff, etwa durch die Freisetzung von
Pocken-Viren oder die Vergiftung von Trinkwasser und Nahrungsmitteln
erwartet. Bei diesem "worst case" werden über vier Millionen Opfer
befürchtet. Ein möglicher Terrorangriff mit Nuklearwaffen wird in der
Untersuchung nicht berücksichtigt.
Mindestens 123 Chemiefirmen in den USA lagern und produzieren
gefährliche Produkte. Die Freisetzung dieser Stoffe könnte jeweils
bis zu eine Million Menschen im Umkreis ernsthaft gefährden, hatte
die US-Umweltschutzbehörde EPA in einem im Vorjahr veröffentlichten
Bericht festgehalten. Die nun bekannt gewordene Armee-Studie kommt zu
mehr als doppelt so hohen möglichen Opferzahlen.
Eine Sprecherin der Gesundheitsabteilung der US-Armee, Lyn Kukral,
erklärte auf Anfrage, die Daten seien weniger eine präzise
Kalkulation von Opfern sondern eher als Grundlage für mögliche
Krisenszenarien gedacht. Ein Sprecher des Chemieindustrie-Verbands,
Chris VandenHeuvel, verteidigte die Sicherheitsvorkehrungen bei
chemischen Fabriken. Die Industrie tue ihr Möglichstes, um die
gefährlichen Stoffe sicher zu verwahren und das Risiko zu minimieren.(APA)