Mensch
Die sinnlosesten Diäten der ÖsterreicherInnen
Sozialmedizinerin Kiefer warnt vor einseitiger Reduktionskost
Wien - Vanillekipferl, Weihnachtsgans, Faschingskrapfen und
Heringsschmaus: Die österreichischen Fettpölsterchen sind um einiges
gewachsen in den vergangenen Monaten. Vom schlechten Gewissen
getrieben, probieren die "Schwimmreifenbesitzer" jetzt fast alles
aus, um im Sommer in knapper Kleidung protzen zu können. Jedoch
alles, was schnell abgenommen wird, ist genauso schnell wieder auf
Hüften und Umgebung, betonte Ernährungsexpertin Univ.-Doz. Mag. Dr.
Ingrid Kiefer vom Institut für Sozialmedizin der Universität Wien. Als "besonders sinnlos" sind für Kiefer jegliche Diäten, die sehr
einseitig sind. "Da gibt es die Apfeldiät, Kartoffeldiät oder Diäten,
wo nur Ahornsirup getrunken wird", zählte Kiefer im Gespräch auf. Der einzige Effekt sei, dass die Energiezufuhr eingeschränkt
werde. "Der Körper glaubt an eine Hungersnot, geht auf Sparflamme und
knabbert an den letzten Energiereserven", meinte Kiefer. "Der
Grundumsatz sinkt."
Übergewichtige in Österreich
Genauso illusorisch bezeichnete Kiefer sämtliche Pulver, die durch
die bloße Einnahme eine Gewichtsreduktion versprechen: "Wenn das
funktionieren würde, gebe es nicht so viele Übergewichtige in
Österreich." Diese Versprechen seien wissenschaftlich nicht haltbar.
"Es würde doch nichts Schöneres geben, als Tabletten schlucken, und
man nimmt ab", so die Sozialmedizinerin. Die Menschen würden jedoch
solche passiven Methoden mögen, wo man nicht viel fürs Idealgewicht
tun muss.
Als Beispiel nannte Kiefer so genannte Ananaskapseln: Die darin
enthaltenen Enzyme würden einen Fettabbau aus den Fettpolstern
versprechen, es sei jedoch ziemlich illusorisch, dass diese
Eiweißbausteine in das Fettgewebe eindringen könnten, so die
Medizinerin. Ähnlich verhalte es sich mit dem "Fett-Magneten"
Chitosan, eines Abkömmlings des Chitins (Krabbenabfälle, Anm.),
meinte Kiefer.
So viel Fett essen wie man möchte?
Für sehr umstritten hält die Wiener Sozialmedizinerin Univ.-Doz.
Mag. Dr. Ingrid Kiefer die so genannte Atkins-Diät. "Da darf man zwar
so viel Fett essen wie man möchte, jedoch sind jegliche Kohlenhydrate
wie Nudeln oder Reis tabu", meinte Kiefer. Fleisch, Eier, Fisch,
Käse, fette Mayonnaise dürfe dagegen in unbegrenzter Menge gegessen
werden, egal wie hoch der Gehalt an tierischen Fetten sei, und statt
Kalorien werden Kohlehydrate gezählt.
Auch die Diät gegen Candida albicans, einem im menschlichen Darm
befindlichen Hefepilz, sei wissenschaftlich nicht untermauert, sagte
die Ernährungsexpertin. Dabei werde - ähnlich wie bei der Atkins-Diät
- auf Kohlehydrate sowie zusätzlich auf Zucker verzichtet, so Kiefer.
Kiefer empfahl neben gesunder Ernährung Trinkkuren oder Suppentage
für einzelne Schalttage oder ganze Wochenenden. "Gerade nach
Festivitäten ist das sehr zu empfehlen." Jedoch sollten diese
Safttage nicht länger als zwei dauern: "Denn ab dem dritten Tag geht
der Körper sofort wieder auf Sparflamme." (APA)