Horst Röper vom Dortmunder Formatt-Institut ist einer der bekanntesten deutschen Medienforscher.STANDARD: Warum erfolgt der Zusammenbruch des Kirch-Konzerns zum jetzigen Zeitpunkt? Röper: Ein gutes Werbejahr wie 2000 hätte Kirchs Liquidität geholfen. Aber der Konzern hat kein konjunkturelles, sondern ein strukturelles Problem, das irgendwann aufbrechen musste. Die Finanzierung über Kredite läuft schon lange. Was überrascht, ist das Ausmaß der Verschuldung. STANDARD: Wie beurteilen Sie das Sanierungskonzept? Röper: Wenn der Kirch-Konzern weiter bestehen soll, dann geht das nur über die notwendige Verschlankung. Die Alternative ist Konkurs. Jetzt wird es in Zusammenarbeit mit den Banken darauf ankommen, das Kerngeschäft zu forcieren: die Free-TV-Sender ProSieben, Sat.1 und Kabel 1, den Rechtehandel und die Produktion. Es muss ein integrierter Konzern enstehen, sonst hat Kirch keine Chance mehr. STANDARD: Welche Schritte müssen erfolgen? Röper: Vor allem Premiere muss weg. Aber auch gesunde Teile wie bei Springer, Telecinco und auch die Formel 1. Parallel dazu müssen auch die kleinen Flammen gelöscht werden wie das Ballungsraumfernsehen, N24 und DSF. Dann ist Kirch nur noch ein nationales Unter- nehmen, aber noch immer ein großer Konzern. STANDARD: Bedeutet die mögliche Einstellung der Ballungsraumsender das Ende des Lokalfernsehens? Röper: In Deutschland ist der Beweis noch nicht gelungen, dass Lokalfernsehen gelingen kann. Jahrelang wurden Defizite angehäuft. Auf Österreich bezogen heißt das, dass ein kleinräumiger Fernsehmarkt, wie ihn Österreich insgesamt darstellt, keine Finanzierung hergibt. Das kann höchstens in Wien funktionieren. (afs/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12. März 2002)