Nicht der linke, sondern ein rechter Teil seiner Koalition geht dem israelischen Premierminister Ariel Sharon nun offensichtlich verloren. Die Arbeiterpartei belässt es bei bestürzten und fast schon kuriosen Kommentaren - "wenn wir das gewusst hätten (wie schlimm die Haudrauf-Politik Sharons sein wird), wären wir nicht in die Regierung gegangen" -, während die Minister der ultrarechten Partei des ermordeten Tourismusministers Zeevi Sharon verlassen wollen, weil dieser Arafat seine Bewegungsfreiheit innerhalb der Palästinensergebiete wiedergibt.

Die Rechten gehen nicht nur, weil ihnen die Verhaftung der Mörder Zeevis, die die formale Bedingung für die Aufhebung des Hausarrests war, nicht genügt, sondern weil diese Aufhebung gemeinsam mit der Entscheidung Sharons, nicht mehr auf sieben Tage Waffenruhe als Voraussetzung für Gespräche zu bestehen, eine gewisse Abkehr von der bisherigen Politik bedeutet: Nun wird wieder die "Anstrengung" Arafats gewürdigt, nicht mehr nur deren dürftige Resultate.

Dahinter ist klar der Druck der USA zu erkennen, der jedoch einstweilen nicht stark genug ist, um auch die nur neuen Terrorismus generierende Militärtaktik Sharons zu ändern. Und der US-Nahostbeauftragte Anthony Zinni lässt sich Zeit: Wie energisch sein Vermittlungsversuch diesmal ausfällt, bleibt zu sehen. Aber nicht zufällig fällt er mit der Reise von US-Vizepräsident Dick Cheney in den Mittleren Osten zusammen: Zwar ist der große Aufschrei der islamischen Welt während des US-Krieges gegen die Taliban in Afghanistan ausgeblieben. Aber niemand kann sich einen Irak-Feldzug vorstellen, solange sich die Lage im Nahen Osten nicht in irgendeiner Weise stabilisiert. Das mag ein zynischer Grund für das wieder erwachende amerikanische Interesse für den Konflikt sein, aber alles ist besser, als Israelis und Palästinenser weiter bluten zu lassen. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 12.3.2002)