Film
Tricky Oscar
Ob eigenes Genre oder nur eine Technik, darüber kann man streiten. Fest steht: Der Trickfilm wird Oscar-Kategorie
Los Angeles - Viele Kinobesucher haben sie so lieb
gewonnen wie Schauspieler aus Fleisch und Blut: die vom Computer
geschaffenen Ungeheuer, Insekten oder Spielsachen aus Kinofilmen wie
"Shrek", "Die Monster AG", "Das große Krabbeln" oder "Toy Story". Das
wird jetzt auch von der Oscar-Akademie gewürdigt. Dieses Jahr gibt es
den begehrten Filmpreis erstmals in der Kategorie bester Trickfilm,
worunter auch Zeichentrickfilme fallen. Der Grund dafür: Das Genre
erzielt Spitzeneinnahmen.Und die Kassen bei den nominierten Filmen klingeln
Die drei nominierten Filme "Shrek", "Die Monster AG" und "Jimmy
Neutron: Boy Genius" spielten zusammen allein in den USA 600
Millionen Dollar (685 Mill. Euro) ein. "Shrek" ist mit 267,7
Millionen Dollar nach "König der Löwen" mit 313 Millionen Dollar der
bisher zweiterfolgreichste Trickfilm aller Zeiten. "Die Monster AG"
steht mit 252 Millionen Dollar auf Platz drei.
"Animationsfilme werden nicht so ernst genommen"
Die Akademie hat bereits früher einige Animationsfilme mit den
begehrten Preisen ausgezeichnet, meist jedoch nur in der
Musik-Kategorie. "Animationsfilme werden nicht so ernst genommen wie
normale Filme. Man meint, sie seien eher für Kinder", sagt John
Lasseter, der kreative Kopf der Firma "Pixar Animation", die zusammen
mit Walt Disney "Die Monster AG", "Toy Story" und "Das große
Krabbeln" produziert hat. Dabei hätten Trickfilme das gleiche Ziel
wie alle anderen Filme: das Publikum gut zu unterhalten.
"Gettoisierung"?
Während sich die meisten Trickfilmmacher über die neue
Oscar-Kategorie freuen, sehen einige darin eine "Gettoisierung". Zwar
bleiben animierte Filme in allen Kategorien wählbar, doch meinen
viele, die Akademiemitglieder würden einen Trickfilm nur mehr für die
eigene Kategorie nominieren.
"Trickfilm ist eine Technik"
"Trickfilm wird als Genre gesehen, tatsächlich ist es aber eine
Technik", sagt der Regisseur von "Der Prinz von Ägypten", Simon
Wells. "Ich finde es eigenartig, dass eine Technik als eigene Filmart
herausgenommen wird." Bisher wurde "Die Schöne und das Biest" 1991
als einziger Trickfilm jemals für die Kategorie bester Film
nominiert. Einen speziellen Oscar erhielt "Schneewittchen und die
sieben Zwerge" als erster Trickfilm in Kinolänge und "Toy Story" als
erster voll computeranimierter Kinofilm.
Stigma des "animierten Films"
"Shrek" wäre erfolgreich genug gewesen, um eine Nominierung für
den besten Film zu erhalten - gäbe es jetzt nicht die
Trickfilm-Kategorie. Der Ko-Regisseur von "Shrek", Andrew Adamson,
wünscht sich, dass es das Stigma des "animierten Films" eines Tages
nicht mehr gibt. (APA/AP)