Wien - Hasel, Erle, Birke, Hausstaubmilben und Tierhaare: Wenn 20 bis 25 Prozent der Österreicher Allergien quälen, dann sind es zu 80 Prozent diese "inhalativen Allergene", welche die Betroffen zum Keuchen (Asthma), zu Schnupfen ("Heuschnupfen") oder zum Weinen (Augen-Bindehautentzündung) bringen. Derzeit buchstäblich "en vogue": die Symptome der Pollenallergiker. "Die Frühblüher wie Hasel und Erle blühen immer früher. Die Esche rückte in der jüngeren Vergangenheit mit ihrem Blühbeginn mittlerweile um 40 Tage nach vor", erklärte jetzt der Wiener Allergiespezialist Univ.-Prof. Dr. Siegfried Jäger von der HNO-Universitätsklinik am AKH. Die global ablaufenden Klimaveränderungen sind offenbar für diese Entwicklung ausschlaggebend. Es gibt aber noch eine Konsequenz: Weil durch den früheren Blühbeginn die Pflanzen auch häufiger durch zurückkehrende Frostperioden geschädigt werden, nimmt die Zahl der Tage, in denen es zum massiven Pollenflug kommt, ab. Jäger: "Das sind die Spätfröste. Das klassische Aprilwetter haben wir jetzt schon im März. Insgesamt aber bleiben die Pollenmengen in etwa gleich." Gleich bleibt auch die Strategie, mit der Betroffene bzw. ihre Ärzte auf Symptome reagieren sollten. Der Wiener Experte: "Personen, bei denen der Verdacht auf eine Allergie besteht, gehören genau untersucht und getestet. Grob kann man sagen, dass etwa 20 Prozent der Österreicher von Allergien betroffen sind. 80 Prozent davon sind so genannte inhalative Allergien, die auf dem Einatmen von Allergenen beruhen." Somit sind 16 bis 18 Prozent der Österreicher von genau diesen Quälgeistern betroffen, die durch die Luft schwirren. Die Entwicklung: Während der Anteil der Pollenallergiker ziemlich stabil bleibt, legen die "In-Door-Allergiker" mit ihren besonders durch Tierhaare und Hausstaubmilben hervorgerufenen Symptomen ständig zu. Genaue Untersuchung unumgänglich Jäger: "Das Problem dabei ist, dass mehr als 40 Prozent dieser Erkrankungen im Asthma enden. Und das ist genau das, was man so fürchtet, weil diese Patienten bei den Kosten gleich nach den Herzkranken kommen." Chronisches Asthma bedeutet ständige Attacken, ständige Behandlung, wiederholte Arzt- und Spitalsbesuche. Deshalb sind die Fachleute auch nicht damit zufrieden, dass allergische Symptome bloß mit den so genannten Antihistaminika unterdrückt werden. Der Wiener Experte: "Natürlich wird man zunächst danach trachten, die Symptome zu lindern. Aber dann sollte eine genaue Untersuchung erfolgen." Das geschieht zunächst einmal durch Bluttests auf das Immunglobulin E im Blut. Ist eine erhöhte Konzentration dieses IgE vorhanden, bedeutet das schon einen starken Hinweis auf eine Allergie. Gleichzeitig kann untersucht werden, worauf der Betroffene reagiert (Tierhaare, Hausstaubmilbe, Pollen etc.). Dann folgt am ehesten der Hauttest (Prick-Test), bei dem die immunologische Reaktion auf die Injektion des vermuteten Allergens in die Haut untersucht wird. Zwar kann nach diesen Untersuchungen noch immer mit den üblichen Medikamenten - so genannte Mastzell-Stabilisatoren, Antihistaminika oder Cortison - behandelt werden, doch erst ein solches Untersuchungsprogramm eröffnet die Möglichkeit zur "Spezifischen Immuntherapie" (Hyposensibilisierung) gegen die Allergie. Dabei bekommt der Patient regelmäßig langsam steigende Dosierungen genau jener Substanz, gegen die er allergisch reagiert. Nach einiger Zeit gewöhnt sich das Immunsystem daran und läuft nicht mehr "Amok", wenn es in Kontakt mit dem Allergen kommt. (APA)