Wien - Neulich am Institut für Pädagogik an der Uni Wien: 50 bis 70 Studenten stehen Schlange und warten, bis die Tür zum Sekretariat aufgeht. Alle wollen sich zu einem jener Seminare anmelden, die im zweiten Studienabschnitt verpflichtend vorgeschrieben sind. Das Fach Pädagogik zählt zu den meistfrequentierten Studienrichtungen Österreichs, allein in Wien wurden zuletzt 3348 ordentliche Hörer gezählt. Trotzdem werden nun weniger Seminarplätze als bisher vergeben, berichtet eine junge Frau, die es nur auf die Warteliste schaffte. Man wolle mehr Qualität bieten, ätzt sie. Weniger Studenten bedeute intensivere Projektarbeit. Nur: Wo kommen die übrigen unter? Das Seminarangebot sei nicht so groß, dass man es sich aussuchen könne. Außerdem: Bei anderen Seminaren sehe es platzmäßig ja genauso traurig aus. Wer seine Chance auf einen Platz wahren will, schickt Eltern und Freunde zum Anstellen. Sechs bis acht Stunden insgesamt muss man schon rechnen, bis die Tür aufgeht. Dann geht der Kampf aber erst richtig los. Die Studenten drängen und stoßen, schimpfen und schreien. Viele bekommen Angst, niedergetrampelt zu werden. Einige Kollegen halten die Tür zu, um die Anmeldeformalitäten halbwegs ungestört über die Bühne zu bringen. Die Sekretärin ist geschockt. Kommentar einer beteiligten Studentin: "Das waren Horrorszenen." Im nächsten Semester, beim nächsten Seminar werden sich viele Studenten wohl wieder anstellen müssen und ein weiteres Mal ihr Glück versuchen. (pi/DER STANDARD, Print, 11.3.2002)