New York - Zum diesjährigen Weltfrauentag ist das
Schicksal der Frauen in Afghanistan in den Mittelpunkt der
offiziellen Veranstaltungen gerückt. UNO-Generalsekretär Kofi Annan
wertete es in einer Erklärung als Zeichen der Hoffnung, dass die
dortigen Frauen und Mädchen nach Jahren der Unterdrückung nunmehr
wieder eine Schulbildung erhalten und am öffentlichen Leben teilhaben
könnten. Amnesty International hat Gewalt gegen Frauen weltweit als "die am
weitesten verbreitete und am meisten versteckte Form von
Menschenrechtsverletzungen" gewertet.
UNIFEM-Exekutivdirektorin Noeleen
Heyzer rief in einer Erklärung zu verstärktem Engagement und für mehr
öffentliche Entwicklungshilfe zu Gunsten von Frauen auf, die
besonders gefährdet seien - nicht nur in Afghanistan, sondern auch in
vielen anderen Teilen der Welt. Neben der Gleichstellung von Mann und
Frau gelte es, die Müttersterblichkeitsrate zu senken und die
Bildungschancen für Mädchen zu erhöhen. Dies sei nicht zuletzt
wichtig im Kampf gegen Aids.
"Integrität in Gefahr"
Die "physische, geistige und sexuelle Integrität" von Frauen sei
in allen Regionen der Welt und unter den verschiedensten Regierungen
in Gefahr, hieß es in einer am Freitag von amnesty in London
herausgegeben Erklärung zum Internationalen Frauentag. Die
internationale Staatengemeinschaft verschließe allzu oft aus
politischem Opportunismus die Augen vor der Gewalt gegen Frauen,
warnte Amnesty.
Der Erklärung zufolge würden zum Beispiel in der Türkei jährlich
etwa 200 Mädchen als Folge von Misshandlungen sterben. Bei
Gerichtsverfahren werde den Opfern häufig vorgeworfen, das Verbrechen
"provoziert" zu haben. Aus den Gefängnissen der USA werde über
fortgesetzte geistige, physische und sexuelle Misshandlungen von
Frauen berichtet. "Das nur lückenhafte Interesse der Regierungen an
Menschenrechten für Frauen ist heute für die Verfechter von
Frauenrechten die größte Herausforderung", heißt es in der
Amnesty-Erklärung.
Kommission in Nepal eingesetzt
Die Regierung von Nepal setzte zum Weltfrauentag eine Kommission
ein, die die geltenden Gesetze nach frauenfeindlichen Tendenzen
durchforsten und Änderungsvorschläge erarbeiten soll. Die Verfassung
des Himalaja-Staates verbietet zwar geschlechtsspezifische
Diskriminierung, doch sind Frauen zum Beispiel immer noch nicht
erbberechtigt.
In Bangladesch verurteilten Tausende Demonstranten jegliche Form
von Gewalt gegen Frauen. Angeprangert wurde insbesondere der Brauch,
Frauen mit Säure zu bewerfen und zu verunstalten, wenn sie Männern
nicht gefügig sind. Die Praxis wird ebenso wie Vergewaltigungen zwar
mit Gefängnisstrafen geahndet, ist aber dennoch weit verbreitet. Nach
Polizeistatistiken wurden im vergangenen Jahr jeden Tag
durchschnittlich 37 Frauen und Mädchen in Bangladesch Opfer von
Gewalttaten.
(APA/AP/dpa)