Wien - Ab 2003 sollen arbeitsmarktpolitische Beratungsstellen für Frauen, Jugendliche und Migranten in der Bundeshauptstadt nur mehr den, vom Arbeitsmarktservice (AMS) zugewiesenen, Arbeitslosen helfen dürfen. Wird dies so umgesetzt, wie es derzeit intern heftig diskutiert wird, würde das Gros der Menschen, die dort eigenständig Hilfe suchen, diese Anlaufstellen verlieren. Experten gehen zudem davon aus, dass dann auch Sozialeinrichtungen, wie etwa das Jugendamt, diese Institutionen nicht mehr nutzen könnten. Norbert Bichl vom Wiener Beratungszentrum für Migranten zeigt sich auf Anfrage des Standard jedenfalls alarmiert: "Dadurch würden all jene bestraft, die sich selbst um die Lösung ihrer Probleme kümmern." Und das sind, allein am Beispiel der Migrantenhilfsstelle, die rund 27.000 Beratungen/Jahr durchführen, "rund zwei Drittel der Klientel". Ein Drittel wird vom AMS zugewiesen. Dabei geht es vor allem um spezielle Infogespräche mit den hoch qualifizierten, vielsprachigen Arbeitsmarktberatern und um Jobcoachings (maximal elf Wochen lang), wobei Langzeitarbeitslose bei Letzteren aus der Arbeitslosenstatistik verschwinden. Diejenigen, welche sich aus Eigeninitiative an die Berater wenden, sind etwa Berufstätige, die sich mit Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen herumschlagen oder Ausländer, die überhaupt erst in den Arbeitsmarkt einsteigen wollen und deshalb offiziell gar nicht als arbeitslos gelten. Deshalb zweifelt Bichl auch daran, dass das AMS in Zukunft viel mehr Beratungsfälle als derzeit zuweisen könnte. Werden von den Vereinen allerdings nicht mehr Fälle bearbeitet, könnte daraus der Vorwurf konstruiert werden, dass diese nicht ausgelastet seien, was wiederum ein guter Vorwand für Budgetkürzungen sein könnte. (Monika Bachhofer, DER STANDARD, Printausgabe 9.3.2002)