Geschlechterpolitik
Kenia: Vergewaltigung - das unsichtbare Verbrechen
ai kritisiert mangelnde gesetzliche Regelungen
London/Wien - In einem neuen Bericht über Kenia zeigt amnesty international
(ai) die Situation von Frauen in dem nordostafrikanischem Land
auf. "Die Regierung Kenias hat es bis jetzt unterlassen, die
Gesetze so zu reformieren, dass alle Gewalttaten gegenüber
Frauen als strafbare Handlungen gelten und die Täter zur
Verantwortung gezogen werden", so der Generalsekretär von
ai-Österreich, Mag. Heinz Patzelt. Unabhängig von sozialer oder ethnischer Gruppe
Gewalt gegen Frauen ist in Kenia weit verbreitet: Täglich
werden Frauen physisch und sexuell mißbraucht, unabhängig von
der sozialen oder ethnischen Gruppe, der sie angehören.
Vergewaltigung ist ein Verbrechen, das bei den Opfern einen
Schock und eine Traumatisierung verursacht und die Stellung
der Frauen in der Gesellschaft weiterhin untergräbt. Dennoch
herrscht Stillschweigen darüber.
Opfer oftmals zu eingeschüchtert
Der Grund dafür sind die oft unüberwindbaren Hindernisse,
denen Opfer gegenüberstehen, wenn sie versuchen, die Täter
vor Gericht zu bringen. Viele Frauen, die eine Vergewaltigung
oder andere Form von Mißbrauch erlitten haben, sind durch
kulturelle Anschauungen und die Untätigkeit des Staates zu
eingeschüchtert, um Hilfe zu suchen. "Die Opfer, die
Gerechtigkeit suchen, sind mit einem System konfrontiert,
das Gewalt gegen Frauen nicht zur Kenntnis nimmt, sie
leugnet und duldet und die Täter schützt, seien es
Staatsorgane oder Privatpersonen", so Mag. Heinz Patzelt.
ai weist darauf hin, dass Gewaltakte gegen Frauen
Folter darstellen, für die der Staat verantwortlich ist: es ist
seine Verpflichtung, Frauen zu schützen und Rechtsverletzungen
- sowohl durch Staatsorgane, als auch durch Privatpersonen -,
zu untersuchen, zu bestrafen und Schadenersatz zu gewährleisten.
Keine gültigen Menschenrechtsverträge
Kenia hat keine der internationalen Menschenrechtskonventionen,
die es ratifiziert hat, in das innerstaatliche Recht übernommen
und hält auch keine Bestimmungen internationaler oder regionaler
Menschenrechtsverträge, die die Rechte der Frauen fördern und
schützen, ein.
"Solange Frauen in Kenia Bürgerinnen zweiter Klasse sind, sie
kein Recht auf Eigentum haben, sie vererbt und zwangsverheiratet
werden können und der Staat nicht für ihren Schutz eintritt,
solange wird sich die Situation für Frauen in Kenia nicht
verbessern", so der Generalsekretär von ai-Österreich.
Frauenrechte als Wahlkampfthema
Im Jahr 2002 finden in Kenia Präsidentschafts - und
Parlamentswahlen statt. amnesty international nutzt diese
Gelegenheit, Frauenrechte zu einem Hauptthema für die Wahlkämpfe
zu machen und ruft alle Kandidaten und Kandidatinnen dazu auf,
sowohl in ihrer Haltung als auch in ihrer Politik
geschlechtssensibel zu sein. (red)