Pro DamenabendSo manchen Hammel haben wir schon geschlachtet bei unseren Damenabenden. So haben wir sie allerdings noch nie genannt: Weiberabende heißen sie, denn die Hammel und andere (männliche) Tiere werden meist roh verspeist, lebendig aufgespießt wird ihnen die Haut abgezogen, hinuntergespült das Ganze ohne Mary, nur Bloody. Rülps. Nix da Damen. Hin und wieder fressen wir auch Hammelinnen, allerdings nicht, ohne sie vorher weichgeklopft zu haben. Rein metaphorisch gesprochen natürlich, hallo, was haben denn Sie gedacht! Wir sind doch frauensolidarisch, sonst würden wir uns ja nicht geschlechtsspezifisch treffen. Nicht eingeladen werden Weiber, deren Stimmlage um bis zu einer Quinte schwankt, je nachdem ob Männchen zugegen (höher) sind oder nicht (tiefer). Holy Cow (feministisch korrekter Fluch für Nichthindus), da muss ich wieder eine (sic!) Euro in die Sexismuskasse zahlen. Da schaut unsere ChefInnenredaktion drauf, deren Mitglieder ich allerdings wegen organischer Mängel noch nie zu einem Weiberabend eingeladen habe. Wie immer lüge ich (wie) gedruckt. Die Wahrheit: Bettina Loidl, die Rondo-Chefin, spreizt artig den kleinen Finger, bevor sie die Kaffeetasse an die geschürzten Lippen führt, Kolumnistin Clarissa Stadler kichert in ihr Spitzentüchlein, als die junge Mutter und Architekturkritikerin Ute Woltron ihr Strickzeug hervorzieht. Christa Fuchs, Rondo-Sekretärin und Harrer-Koautorin, verschwindet errötend in der Küche. Plopp, ertönt das befreiende Geräusch. Gudrun Harrer - DER STANDARD-Print-Ausgabe Rondo-Beilage vom 8.3.2002 Contra Frauenabend Der Damenabend ist schon allein deshalb strikte abzulehnen, weil sein Pendant, der Herrenabend, sich über die Jahrhunderte auch schon als unsäglich erwiesen hat. Geht man vom geistigen Radius der Herrn Stammtischbrüder aus, merkt man sogleich, dass es sich wohl kaum um einen Kulturkreis handeln kann, der diesen rituellen Austausch kanonisierter Meinung innerhalb des eigenen Geschlechts zum Grundrecht erhoben hat. Ein Damenabend nun, der seine Legitimation aus der Berufung auf selbiges Recht zum geschlechtsinternen Austausch bezieht, verdient nicht einmal mehr das Attribut "reaktionär". Der "Damenabend" bezeichnet nichts weniger als das Einverständnis mit der Unterwerfung. Wer "Damenabend" sagt, sagt "Danke". Und die Stammtischbruderschaft stößt grölend auf ihre Großzügigkeit an: "Meine Frau hat heute Ausgang, ich gönn' ihr das, sie war immer brav". Wer "Damenabend" sagt, sagt ja zur Weiberfastnacht, erklärt sich einverstanden mit der Ausnahme von der Regel. Und noch was: Damen- wie Herrenabend verbindet das eingeschrieben Kleinbürgerliche: Der Zwang, jegliche Form psychohygienisch eminent wichtigen Drogenmissbrauchs unter ein Motto zu stellen, zeugt von einer Enge im Geist, die offensichtlich der Gleichgeschlechtlichkeit bedarf, um sich in Geborgenheit suhlen zu können. Kinder! Geht aus und harret der Dinge, die da kommen mögen! Allein im Vorsatz steckt die Wurzel allen Übels. Und außerdem steht geschrieben: Mehret euch! Markus Mittringer - DER STANDARD, Print-Ausgabe Rondo-Beilage vom 8.3.2002