Inland
Rechtsextreme machen gegen Wehrmachtsausstellung in Wien mobil
Im Internet Demo für 13. April avisiert - Ankündigung auf Homepage der Kameradschaft Germania Wien
Wien - Bilder von Fahnen schwingenden Glatzköpfen mit
martialischem Auftreten kannte man bisher vor allem aus Deutschland:
Demnächst könnte sich eine ähnliche Szenerie auch in Wien abspielen.
Ab 9. April ist in der Bundeshauptstadt im Semperdepot die
Wehrmachtsausstellung zu sehen. Seit knapp einer Woche kursiert im
Internet ein Aufruf zu einer Demonstration am 13. April, die sich
gegen die neu überarbeitete Schau richtet. Der Aufruf findet sich auf der Homepage der Kameradschaft Germania
Wien. Als Kontaktperson ist laut Domain-Auskunft ist ein Sascha G.
angegeben. In dem Demo-Aufruf heißt es, dass die Kundgebung von zwei
Privatpersonen organisiert werde. "Somit kommt es auf die
Unterstützung jedes einzelnen Kameraden an!", wird appelliert. Die
scheint - geht man nach den Gästebuch- bzw. Forumseinträgen -
reichlich zu sein: Über die passende Kleidung wird da beispielsweise
diskutiert. "Denker88" (88 ist der Code der rechtsextremen Szene für
Heil Hitler, Anm.) meint: "lasst euch nicht provozieren und lasst die
bullen in ruhe. die meisten von denen unterstützen diese demo." Auch
auf einer deutschen Homepage findet sich ein Aufruf zur Demo in Wien.
Die Kameradschaft Germania Wien versucht laut
Dokumentationsarchiv
des Österreichischen Widerstandes (DÖW) derzeit, sich als Verein zu konstituieren. Sie ist für die Rechtsextremismus-Experten keine
Unbekannte. Bereits im Vorjahr hatte sie einen vorübergehenden
Internet-Auftritt, der dann aber zurückgezogen wurde. Er sei wohl zu
extrem gewesen, mutmaßt das DÖW. Auch damals schien Sascha G. bereits
auf. Nun ist die Kameradschaft wieder online.
"Junge nationalgesinnte Ostmärker"
Den Experten des Dokumentationsarchivs zufolge scheint sich die
Organisation im Skinhead-Umfeld zu bewegen. Darauf deuten etliche der
Gästebuch-Einträge hin, die Links zu deutschen "nationalen" Seiten
enthalten, auf denen wiederum rechtsextreme Musik beworben wird.
Beim Internet-Auftritt im Vorjahr bekannte sich die Kameradschaft
Germania Wien dazu, dass sie "junge nationalgesinnte Ostmärker"
seien, "die stolz auf ihr Vaterland sind". Es folgte eine
deutschsprachige Form der so genannten "14 words" - jener Formel, mit
der sich weiße Rassisten zu ihrem Gedankengut bekennen: "Wir müssen
den Fortbestand unseren weißen Rasse bewahren und auch die Zukunft
arischer Kinder sicher stellen (durch die getrennte Schreibweise
wurden daraus 15 Wörter, Anm.)!", hieß es.
Mitgeteilt wurde damals auch, dass Mitglieder der Kameradschaft am
23. Februar 2001 das FPÖ-Treffen in Oberlaa besucht hatten und dort
vom Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider eine Autogrammkarte bekamen
- mit der Widmung "für KS Germania", wie damals DerStandard.at
berichtete. DÖW-Leiter Wolfgang Neugebauer erklärte dem
Internet-Standard vor rund einem Jahr, der Inhalt der - damaligen -
KS-Germania-Homepage sei "eindeutig neonazistisch und damit illegal".
Eine Woche nach der Demonstration in Wien - am 20. April zum
Geburtstag Adolf Hitlers - soll in Lienz eine weitere Aktion über die
Bühne gehen. Dazu ruft ein Jack im Gästebuch auf, der in der Folge
sogar eine Kameradschaft Lienz/Osttirol als Organisatorin bezeichnet.
Diese ist bisher unter diesem Namen nicht in Erscheinung getreten.
Neben Partys, Aufmärschen und Demonstrationen sollen die "Blue Eyed
Devils" auftreten, laut DÖW eine neonazistische US-Band. (APA)