In dem vorliegenden, von der österreichischen Feministin Eva Geber in bewährter Manier herausgebenen Band wird sie als "erste deutschsprachige Berufsjournalistin" bezeichnet, die - aus einsichtigen Gründen - leider nicht im STANDARD, sondern in der Neuen Freien Presse als deren erste Feuilletonistin reüssierte.

Die 1814 als Barbara Elisabeth Glück Geborene hatte sich dabei nicht nur mit dem "Schreib- und Redeverbot für Frauen an öffentlichen Orten", also auch in Zeitungen, herumzuschlagen, sondern mit dem schlechten Ruf des Journalismus (zumindest das hat sich bis heute nicht geändert). Auch konnte sie vom Schreiben nicht leben: Als Gouvernante, Lehrerin und später als hochgeschätzte Gesellschafterin brachte sie sich finanziell durch.

Ihr erster Erfolg datiert 1841 mit der Sammlung "Gedichte", von denen die Frauen hingerissen, die Männerwelt empört waren (aus einem der "Gedichte" stammt auch der Titel "Was hat der Geist denn wohl gemein mit dem Geschlecht?"). Lob kommt allerdings von Nikolaus Lenau. In der Presse tritt Paoli zuerst als Literaturrezensentin und Theaterkritikerin in Erscheinung, erst in den 60er-Jahren beginnt sie, sich mit Frauenthemen zu befassen, sie wird zur Anwältin der Frauen für Bildung und Beruf. Ab 1855 bis zu ihrem Tod 1894 lebt Betty Paoli mit Ida Fleischl-Marxow zusammen, es war wahrscheinlich ein Liebesverhältnis.

Betty Paoli ist noch immer lesenswert, und nicht nur aus feministisch-historischen Gründen. Ein Großteil des Buches besteht aus ihren Texten, die meisten auf Frauenfragen bezogen, und einigen Rezensionen. (Gudrun Harrer)

(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 08. März 2002)