Afrika
Simbabwe: Mugabes verzweifelte Versuche für Machterhalt
Einen Tag vor dem Urnengang: ZANU-PF-Anhänger bringen 40 oppositionelle Wahlhelfer in ihre Gewalt
Harare - Einen Tag vor der Präsidentschaftswahl in
Simbawe haben militante Anhänger von Präsident Robert Mugabe 40
oppositionelle Wahlhelfer in ihre Gewalt gebracht. Rund 60 Wahlhelfer
der Partei für den demokratischen Wandel (MDC) hätten in einem Vorort
der Hauptstadt Harare an einer Bushaltestelle gewartet, als sie von
militanten Anhängern der ZANU-PF-Partei von Mugabe zum Mitkommen
gezwungen worden seien, sagte ein Parteisprecher der
Nachrichtenagentur AFP in Harare. 40 MDC-Helfer seien der simbabwischen Polizei übergeben worden, 20
weiteren sei die Flucht gelungen. Im Vorfeld der Wahl am Wochenende
hatte es vermehrt Berichte über massive Einschüchterungsversuche
gegeben. Oppositionschef Morgan Tsvangirai von der MDC-Partei will
bei dem Urnengang Mugabe ablösen, der Simbabwe seit 22 Jahren
autoritär regiert.
Kampf ums Überleben mit allen Mitteln
Mit fast allen Mitteln kämpft Simbabwes
Präsident Robert Mugabe um sein politisches Überleben, über das 5,6
Millionen Wähler bei der Präsidentenwahl am Samstag und Sonntag
entscheiden sollen. Die Armee wurde in erhöhte Alarmbereitschaft
versetzt, die Soldaten in die Kasernen beordert und ihr Urlaub
gestrichen, wie Zeitungen am Donnerstag berichteten. Vor einigen
Tagen sagte ein Vertrauter Mugabes, seine Partei ZANU-PF würde einen
Militärputsch unterstützen, wenn Mugabe die Wahl verlieren sollte.
Seit 22 Jahren an der Macht
Der Präsident, der seit 22 Jahren ununterbrochen an der Macht
ist, drohte seinem Herausforderer Morgan Tsvangirai von der Bewegung
für einen Demokratischen Wandel (MDC), er werde ihn nach der Wahl
wegen Verrats anklagen lassen. Dabei geht es um ein heimlich
aufgenommenes Video, das angeblich Tsvangirai im Gespräch mit
kanadischen Beratern Mugabes zeigt und bei dem es um die Ermordung
Mugabes gegangen sein soll.
Tsvangirai: Keine Gewalt gegen Mugabe
Tsvangirai sagte in einem Fernsehinterview hingegen, er würde
Mugabe im Falle eines Wahlsieges in Ruhe lassen: "Soll er in Frieden
in den Ruhestand gehen. Wir werden ihm nichts tun." Tsvangirai warf
Mugabe vor, er versuche den Wahlausgang mit Drohungen, Gewalt und
Nötigung zu beeinflussen.
Enteignung weißer Farmer
Mugabe versuchte seinen Rivalen außerdem als Agenten der früheren
weißen Kolonialherren darzustellen, die über ihn ihren Einfluss
zurückgewinnen wollten. Mugabe betrieb die Enteignung der im Land
lebenden weißen Farmer und ließ viele von ihnen durch seine Anhänger
gewaltsam verjagen - eine Praxis, die von Gerichten in Simbabwe für
illegal erklärt worden war. Eine Folge dieser Kampagne ist ein
Einbruch bei der Nahrungsmittel-Erzeugung, der bereits zu ernsthaften
Problemen bei der Versorgung des Volkes geführt hat. Dadurch wuchs
allerdings auch die Unzufriedenheit mit Mugabe, von der sich
Tsvangirai wiederum Zulauf erhofft.
Wahlbeobachter verlassen das Land
Die USA und die Europäische Union haben Mugabe ebenfalls
vorgeworfen, er verhindere freie und faire Wahlen. Wahlbeobachter aus
der EU reisten ab, nachdem ihr Leiter ausgewiesen worden war. Gegen
Mugabe und seine engsten Vertrauten verhängten die USA und die EU
deswegen Sanktionen. Ihnen werden Visa verweigert und ihre Konten im
Ausland wurden gesperrt.
Diese Maßnahmen zeitigten indes kaum Wirkung: Wenige Tage vor der
Präsidentenwahl war der Ablauf der Stimmabgabe für die im Land
verbliebenen internationalen Wahlbeobachter noch immer unklar. Die
simbabwesische Wahlkommission sah sich am Mittwoch nicht in der Lage,
Wahlbeobachtern und Journalisten mitzuteilen, wie viele Stimmzettel
gedruckt wurden, wo sich die 4548 Wahllokale befinden und wann die
Wählerlisten der 5,6 Millionen Stimmberechtigten veröffentlicht
werden. (APA/dpa)