Wien - Ausgehend von den USA hellt sich die internationale Konjunktur zusehends auf. Der für das zweite Halbjahr vorausgesagte Aufschwung könnte früher und kräftiger einsetzen. Auch Europas Leitbörsen zeigen sich von den US-Konjunkturdaten beflügelt. Im vierten Quartal 2001 stieg die US-Produktivität um unerwartet hohe 5,2 Prozent. Ebenso lagen die Industrie-Auftragseingänge im Jänner über den Erwartungen. Die Wachstumsprognosen für Österreich vom Dezember werden derzeit noch nicht nach oben revidiert, aber "es schaut wirklich gut aus", sagte Wifo-Experte Ewald Walterskirchen. Die Anzeichen für den Aufschwung hätten sich massiv verdichtet, sodass er eventuell schon im zweiten Quartal einsetzen werde. Mehr als zwei Prozent Wachstum Im zweiten Halbjahr seien wieder Wachstumsraten von mehr als zwei Prozent zu erwarten, 2003 sollte das Wachstum auf 2,8 Prozent zulegen. Das bedeute auch für den Arbeitsmarkt im nächsten Jahr eine spürbare Entlastung. Walterskirchen rechnet für 2003 mit 10.000 Arbeitslosen weniger und einem kräftigen Beschäftigungsanstieg um knapp ein Prozent oder rund 30.000 neue Jobs. Auch Bernhard Felderer, Leiter des Instituts für Höhere Studien, fühlt sich in seinem Optimismus "voll bestätigt", alle Indikatoren "zeigen nach oben". Aufgrund des schwachen ersten Quartals werde das Wirtschaftswachstum aber heuer nicht mehr als 1,7 Prozent betragen, das Wifo schätzt "noch" 1,2 Prozent. Opitmismus in der Bevölkerung Auf starken Optimismus in der Bevölkerung deutet die aktuelle Wirtschaftsumfrage des Linzer market-Instituts hin: 72 Prozent der Österreicher sehen der nahen Zukunft mit Zuversicht entgegen - ein signifikanter Unterschied zum Oktober 2001, als nur 47 Prozent optimistisch waren. Das persönliche Optimismusgefühl korreliert üblicherweise mit der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung. Drei Viertel der Österreicher erwarten eine positive (28 Prozent) oder wenigstens gleichbleibende (50 Prozent) Wirtschaftsentwicklung für die nächsten Monate - beide Kategorien zusammen waren im Oktober nur auf 49 Prozent gekommen. Acht von zehn Österreichern wollen außerdem am Nulldefizit festhalten. Greenspan zeichnet rosigers Bild In der EU bleibt Deutschland das Sorgenkind Nr. 1, von dort kommen laut Münchner ifo-Institut pessimistische Einschätzungen zum weiteren Konjunkturverlauf. Dennoch scheint klar, dass die Euro- Zinsen nicht weiter gesenkt werden, sondern eher bald wieder angehoben werden, so Felderer. Am Donnerstag ließ die Europäische Zentralbank die Leitzinsen unverändert. US-Notenbank-Chef Alan Greenspan hat unterdessen ein rosigeres Bild vom Zustand der US-Wirtschaft als noch vor einer Woche gezeichnet. Die Erholung der US-Konjunktur sei "auf gutem Wege", sagte Greenspan. (Michael Bachner, Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe 8.3.2002)