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dpa/pleul
Wien - Die Stromregulierungsbehörde E-Control sieht in Österreich noch "einiges Rationalisierungspotenzial" bei den Netztarifen. Derzeit seien noch 10 Verfahren anhängig, Senkungen gab es bereits in Graz, Salzburg, dem Burgenland und in der Steiermark, Wien wird wie berichtet per Anfang April reduzieren. Insgesamt nannte E-Control GmbH-Geschäftsführer Walter Boltz ein Einsparpotenzial von bis zu 12 Prozent der Netzkosten auf Jahresbasis. Für Kunden, die sich bereits jetzt optimal am freien Strommarkt versorgen, sieht Boltz darüber hinaus allerdings keinen großen Spielraum für billigere Stromrechnungen. Die weiteren Liberalisierungsgewinne für Haushaltskunden beim reinen Strompreis seien gering, weil der Anteil des dem Wettbewerb ausgesetzten reinen Energiepreises an den gesamten Kosten bei lediglich rund einem Fünftel liege. Im internationalen Vergleich befänden sich die Haushaltsstrompreise wegen der relativ hohen Netzgebühren sowie Abgaben und Steuern - trotz niedriger Großhandelspreise - im oberen Mittelfeld. Ziel müsse sein, EU-weit im unteren Mittelfeld zu liegen. Preisreduktionen Bei den Netztarifen gab es nach am Mittwoch vorgelegten Daten für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh bisher Senkungen in Graz (minus 20 Prozent), im Burgenland (minus 12 Prozent), in Salzburg (minus 11,8 Prozent) und in der Steiermark (minus 8,6 Prozent). Ab 1. April folgt Wien mit minus 8,4 Prozent. Derzeit am höchsten liegt Oberösterreich. Eine Reduktion sei hier etwas komplexer, weil es im Gegensatz etwa zu Wien mehrere Netzbetreiber gibt, so Boltz. Geplant ist bei den Netztarifen ein neues System. Die E-Control will dabei von den Einzelanlassprüfungen weg kommen und Anreize für pro-aktive Senkungen der Netzbetreiber einzuführen. Ökostrom-Zuschläge Bei den Zuschlägen für Ökostrom, Kleinwasserkraft sowie Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ist für Boltz eine bundesweite Regelung durchaus vorstellbar, allerdings nur wenn die absolut notwendigen Kosten gerechnete werden. Eine Quersubventionierung der Fernwärme über KWK sei nicht gerechtfertigt. Die Mehrkosten sollten auf die variablen Kosten beschränkt werden, wenngleich eine Vollkostenrechnung im Rahmen der rechtlichen Gestaltungsmöglichkeiten liege. Ein Heranziehen lediglich der variablen Kosten für KWK-Zuschläge könnte diese um die Hälfte verringern. Wienstrom beispielweise hebt derzeit - höchst umstrittene - 10,22 Groschen KWK-Zuschlag je kWh ein. Zuversichtlich zeigte sich der Stromregulator, dass es in Österreich gelingen werde, eine Situation wie in Deutschland hintan zu halten, wo die Haushaltstarife nach der Liberalsierung gestiegen sind. Die deutsche Entwicklung sei vor allem auf Liberalisierungsschwächen zurückzuführen. Ihren Stromversorger gewechselt haben laut Boltz bisher rund 30.000 bis 35.000 Kunden. Ein sehr wichtiger Effekt der Liberalisierung sei die Möglichkeit des Wechsels, der auch weiterhin für den Kunden kostenlos bleiben soll. (APA)