Noch ist nichts entschieden, aber darum geht es auch nicht mehr: Das Fernsehen, zumindest das amerikanische, ist in erster Linie ein Medium der Unterhaltung, mit der große Konzerne viel Geld verdienen. Bürger umfassend zu informieren gilt jedenfalls nicht als vorrangige Aufgabe. "The Tonight Show" und Letterman gegen "Nightline" Das bekommt Ted Koppel zu spüren - laut Newsweek "klügster Kopf" im US-Newsbusiness. 22 Jahre nach der Einführung von "Nightline", einem der besten Informationsprogramme auf ABC, droht ihm das Aus. Der Disney-Konzern, der ABC vor drei Jahren übernommen hat, verhandelt mit David Letterman, dem brillantesten Alleinunterhalter, derzeit bei CBS zur selben Zeit wie sein Rivale Jay Leno ("The Tonight Show") und Koppels "Nightline". Die verdrängte Letterman bei Abschluss mit ABC - geboten sind 30 Millionen Dollar Gage plus weitere 40 jährlich für die Produktion, also in Summe 80,4 Millionen Euro. Zu teuer und wegen der vielen Kabelsender nicht mehr so relevant nennen Disneys Geldzähler Koppels nächtliche Newsshow. Und "Nightline" schneide bei den für Werbeumsätze wichtigen Sehern von 18 bis 35 schlechter ab als Letterman. Doch beide Sendungen machen viel Geld. Ted Koppel weist in einem Kommentar für die gestrige New York Times darauf hin, sein Magazin habe in den vergangenen 22 Jahren "deutlich mehr als eine halbe Milliarde Dollar für die jeweilige Konzernmutter" verdient. Dass "Nightline" nicht mehr "relevant" sei, weist Koppel entschieden zurück: Angesichts des Krieges in Afghanistan und möglicher weiterer Terroranschläge sei dieser Vorwurf im besten Fall unpassend, im schlechtesten böswillig. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 6. März 2002)