Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: REUTERS/Andres Moraga
Vor zwölf Jahren sah die Entwicklung Lateinamerikas noch nach einer Erfolgsstory aus. Die von Militärs beherrschten Länder wurden ihre Diktaturen los. Demokratisch gewählte Regierungen kurbelten die Wirtschaft an, zumindest im makroökonomischen Bereich konnten sie hohe Wachstumsraten erreichen. Doch plötzlich ist die Blütezeit wieder vorbei, die Armut der Bevölkerung nimmt wieder stark zu. In Argentinien, das mit 155 Milliarden Dollar (179 Mrd. €) Staatsschulden spektakulär zusammenkrachte, gehen die Demonstrationen, nun gegen den neuen Präsidenten Eduardo Duhalde gerichtet, weiter. Politiker, die sich auf der Straße blicken lassen, werden von empörten Bürgern attackiert. Längst ist die Welle der Straßenproteste auch auf Peru und Ecuador übergeschwappt. Aus Brasilien, der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas, wird ebenfalls das Absinken in die Rezession gemeldet. Mit dem wirtschaftlichen Niedergang gerät auch das neoliberale Modell mit Privatisierungen, Deregulierungen und Marktöffnung in Verruf. Doch auch Venezuela erlebt eine Währungskrise, der Volkszorn richtet sich dort gegen den linkspopulistischen, keineswegs neoliberalen Präsidenten Hugo Chávez. Und in Kolumbien, wo im Mai gewählt wird, erreichen die Kämpfe nach dem Abbruch der Friedensverhandlungen mit der Guerilla Ausmaße eines Bürgerkrieges. Positiv ist nur anzumerken, dass die Militärs der meisten Länder Lateinamerikas noch stillhalten. Offen bleibt, wie ihre zivilen Nachfolger aus der derzeitigen Krise der Parteipolitik herauskommen.(Der STANDARD, Printausgabe 6.3.2002)