Wirtschaftliche Probleme, wachsende Armut und politische Konflikte bestimmen den Alltag in den meisten Ländern in Lateinamerika
Redaktion
,
Vor zwölf Jahren sah die Entwicklung Lateinamerikas
noch nach einer Erfolgsstory
aus. Die von Militärs beherrschten Länder wurden ihre Diktaturen los. Demokratisch gewählte Regierungen
kurbelten die Wirtschaft an,
zumindest im makroökonomischen Bereich konnten sie
hohe Wachstumsraten erreichen. Doch plötzlich ist die
Blütezeit wieder vorbei, die
Armut der Bevölkerung
nimmt wieder stark zu.
In Argentinien, das mit 155
Milliarden Dollar (179 Mrd. €)
Staatsschulden spektakulär
zusammenkrachte, gehen die
Demonstrationen, nun gegen
den neuen Präsidenten Eduardo Duhalde gerichtet, weiter. Politiker, die sich auf der
Straße blicken lassen, werden
von empörten Bürgern attackiert. Längst ist die Welle der
Straßenproteste auch auf Peru
und Ecuador übergeschwappt.
Aus Brasilien, der größten
Volkswirtschaft Lateinamerikas, wird ebenfalls das Absinken in die Rezession gemeldet.
Mit dem wirtschaftlichen
Niedergang gerät auch das
neoliberale Modell mit Privatisierungen, Deregulierungen
und Marktöffnung in Verruf.
Doch auch Venezuela erlebt
eine Währungskrise, der
Volkszorn richtet sich dort gegen den linkspopulistischen,
keineswegs neoliberalen Präsidenten Hugo Chávez.
Und in Kolumbien, wo im
Mai gewählt wird, erreichen
die Kämpfe nach dem Abbruch der Friedensverhandlungen mit der Guerilla Ausmaße eines Bürgerkrieges.
Positiv ist nur anzumerken,
dass die Militärs der meisten
Länder Lateinamerikas noch
stillhalten. Offen bleibt, wie
ihre zivilen Nachfolger aus der
derzeitigen Krise der Parteipolitik herauskommen.(Der STANDARD, Printausgabe 6.3.2002)
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