Die Technologien haben Handyhersteller mit vielen sperrigen Kürzeln wie GPRS, WAP oder MMS ihren Kunden seit langem einzureden versucht - weitgehend vergeblich. Jetzt wollen sie einen anderen Weg gehen: Den Nutzen durch ansprechende Dienste statt Buchstabensalat zu verkaufen.

Bild: T68i

Diesen Weg beschreitet unter anderem das neue Gemeinschaftsunternehmen von Sony und Ericsson, Sony Ericsson, das seit vergangenem Herbst tätig ist und Dienstag bei seiner ersten Vorstellung in Wien die ersten Kinder der Handyehe präsentierte.

Mehr als SMS

Auffälligstes Feature aller Telefone, die in den nächsten Monaten nacheinander auf den Markt kommen sollen: Die Fähigkeit, statt kurzer Texte (SMS) kleine Bilder, Tonaufzeichnungen und kurze Videos verschicken zu können. Das reicht vom bereits verfügbaren T68i bis zu späteren "Smartphones", einer Kreuzung zwischen Handy, Kleinbildkamera und Organizer.

Bild: T68i

Steckt man auf das T68i eine Kamera, kann man Schnappschüsse machen und anschließend verschicken - an einen anderen Handybesitzer mit bildfähigem Telefon, E-Mail-Adresse oder einen Website, der zum Fotoalbum etwa einer Urlaubsreise wird.

Problem

Dazu gibt es jedoch jetzt, nachdem die ersten Geräte verfügbar sind, noch ein kleines Problem: Handybetreiber bieten die MMS-Dienste (Multimedia Messaging Services) einstweilen noch nicht an, da die Netzaufrüstung erst im Gang ist.

Bild: P800

Technischer Höhepunkt dieser ersten Welle von Bildtelefonen soll, im "dritten Quartal" 2002, das P800 genannte Smartphone sein, in dem die Kamera ebenso integriert ist wie Kalender, Adressen und die anderen von Organizern bekannten Programme. Das Gerät entspricht weitgehend dem von Nokia für den selben Zeitpunkt angekündigten Multitalent 7650.

Bluetooth

Sichtbar wird anhand der neuen Produktpalette auch das Versprechen der anderen seit Jahren propagierten Technologie, Bluetooth, zur drahtlosen Verbindung unterschiedlicher Geräte. So können die Handys u.a. mit einer Sony NetCam Videokamera verbunden werden, die dadurch wiederum ihre Aufnahmen direkt versenden oder auf einem Website plazieren kann.

Bild: P800

Das P800 vereinigt Triband-GPRS-Handy, Kamera und Organizer in einem Gerät. Der farbige Touchscreen mit einer Auflösung von 208 x 320 Bildpunkten funktioniert gleichzeitig als Sucher für die Kamera.

Der Browser des P800 bietet Zugang für Internet sowie WAP und i-mode-Dienste. Das Gerät verfügt über 12 MB freien Arbeitsspeicher. Als Betriebssystem kommt Symbian 7.0 zum Einsatz. Die offene Plattform ermöglicht es Anwendungen in C++ oder Java herunterzuladen.

Bild: Z700

Für das dritte Quartal 2002 ist das Entertainment-Handy Z700 vorgesehen. Das Java-fähige GPRS-Mobiltelefon wird mit bereits zwei Spielen ausgeliefert. Daneben können Netzbetreiber selbst Handy-Spiele über das Netz anbieten.

Dideldum

Das Gerät verfügt über einen WAP-Browser und Bluetooth. Mehrere polyphone Klingeltöne und -melodien sind bereits gespeichert, zusätzliche Töne können aufgenommen werden.

Ihren Erstauftritt verband die österreichische Sony Ericsson Geschäftsführerin Andrea Gaal mit einer stolzen Ansage an den derzeitigen Marktführer, Nokia: In fünf Jahren wolle man die Nummer eins sein, wovon man 2001 noch die Kleinigkeit von 100 Millionen Geräten entfernt war.

Replacement

Wachsende Bedeutung erhalte der "Replacement"- Markt, sagte Gaal, also der Ersatz bestehender Handys durch neue, was bereits 60 Prozent des Verkaufs ausmache. Dabei glaubt das neue Unternehmen ein Ass im Ärmel zu haben, die Konsumenten- und Spieleverbundenheit der Mutter Sony. Spiele am Handy sind eines der neuen Features der Geräte, und über Bluetooth sollen mehrere Spieler gemeinsam Abenteuer bewältigen können. Das Spiel kommt natürlich über GPRS, und zahlen sollen die Oldies. Die Rechnung wird noch zu begleichen sein. (spu - Der Standard Printausgabe/pte/Reuters/red)