Wien - Der deutsche Choreograf und Performer Raimund Hoghe,langjähriger Dramaturg von Pina Bausch, Autor, Journalist undFilmemacher, ist einer der eigenwilligsten zeitgenössischenBühnenkünstler. Seine Stücke verbinden stille Poesie und Trauerarbeitmit Revolte und politischem Anspruch. Am Donnerstag (7.3.) zeigtHoghe im Tanzquartier Wien die österreichische Erstaufführung seinesneuen Solos "Another Dream", den Abschluss einer Solo-Trilogie überdie 30er bis 60er Jahre in Deutschland. Hoghe wurde 1949 in Wuppertal geboren und lebt als freier Autorund Theatermacher in Düsseldorf. Einen Namen machte Hoghe sichzunächst mit seinen einfühlsamen Porträts für das HamburgerWochenmagazin "Die Zeit". Von 1980 bis 1990 arbeitete Hoghe alsDramaturg für Pina Bauschs Tanztheater in Wuppertal, über das er 1986auch ein Buch veröffentlichte. Seit 1990 entwirft er eigene Stücke. 1994 kreierte Hoghe sein erstes Solo, "Meinwärts", 1997 folgte"Chambre separee". In beiden Arbeiten setzte er sich mit Ausgrenzungauseinander, einem Thema das ihn in mehrfacher Hinsicht betraf - alsuneheliches Kind, kleinwüchsig und bucklig, und als Homosexuellen.Die Auseinandersetzung mit seiner eigenen Geschichte ist zugleich einErinnern an andere Opfer wie etwa den verfolgten jüdischen TenorJoseph Schmidt oder die zahlreichen Toten auch aus HoghesFreundeskreis, die an Aids gestorben sind. Träume, Utopien "Another Dream" verknüpft "Meinwärts" und "Chambre separee"abschließend zu einer Trilogie. Das Solo handelt von Träumen, Utopienund dem Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Aufbruchstimmung undgewalttätigen Ausschreitungen in den 60er Jahren. Hoghes Geschichtenwurzeln in seiner Biografie und spiegeln zugleich kollektiveErinnerungen, zu Musik von Bach über Peggy Lee bis Mahalia Jacksonkreisen sie um Liebe, Einsamkeit, Revolte und Tod im Kontext vonFremdenfeindlichkeit und Rassismus. Hoghe erzählt von der Schlagersängerin Gitte und einer MissGermany, die zur Eröffnung eines Bekleidungshauses Autogramme geben.Er erinnert sich an die beliebten Starschnitte zum Sammeln, anMusikfilme und daran, dass seine Schwester die Kellertreppe putzte,als die Nachricht von der Ermordung John F. Kennedys die Welterschütterte. Im Anschluss an die letzte Vorstellung am 9. März findet einGespräch Hoghes mit der deutschen Schauspielerin Rosel Zech statt,die er 1993 für die "Zeit" porträtiert hat und die kommenden Herbstam Burgtheater "Die Nacht des Leguan" von Tennessee Williamsprobiert. Das Gespräch über Leben und Theater steht unter dem Motto"Einfach ich sein." (APA)